Es geht hoch her in der Türkei. Da ist der Wechsel an der Regierungsspitze: Ministerpräsident Ahmet Davutoglu will respektive darf nicht mehr. (Noch)-Verkehrsminister Binali Yildirim soll ihn ablösen - ein Vertrauter von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Und dann ist da der Streit um die Aufhebung der Immunität von 138 Abgeordneten des türkischen Parlaments. Und die Mehrheit hat tatsächlich für die Aufhebung gestimmt! Die Börse in Istanbul reagierte negativ: Der Leitindex ISE hat schon seit Wochen deutlich an Wert verloren, und die Risikoaufschläge für türkische Staatsanleihen sprangen hoch.

Hintergrund des Ganzen: Erdogan, der die Türkei autoritär führt, will ein Präsidialsystem mit noch mehr Macht für sich. Dabei stand Davutoglu im Weg und das Parlament ebenso. Denn beim Zoff um die Immunität der Abgeordneten ist vor allem die prokurdische HDP betroffen. Das Gesetz soll nun ein strafrechtliches Vorgehen gegen alle Abgeordneten ermöglichen, gegen die Anzeigen beim Parlamentspräsidenten eingegangen sind. Beobachter deuten das als Hinweis darauf, dass Erdogan mit diesem machiavellistischen Trick den Umbau zum Präsidialsystem vorantreibt.

Neben den Aktienkursen gab auch der Wechselkurs der türkischen Lira mit den politischen Querelen nach. Die Lira ist gegenüber dem Euro so schwach wie seit sechs Monaten nicht mehr. Das bietet risikobereiten Anlegern Chancen bei einer Anleihe, die die deutsche Förderbank KfW in Lira emittiert hat. Da die Bundesrepublik hinter der Bank steht, ist das Papier quasi ausfallsicher. Zugleich bietet der Bond wegen des Währungsrisikos einen Kupon von zehn Prozent. Die Lira dürfte aber nach Einschätzung von Experten nicht mehr viel verlieren. Bleibt sie etwa auf dem aktuellen Niveau, erzielen Anleger hohe Renditen über den Kupon. Ein weiterer Lira-Verfall würde diese jedoch schmälern.