Der BIST100 wird von exportorientierten Unternehmen dominiert. Sie profitieren von einer Abwertung der türkischen Lira, weil dadurch ihre Produkte im Ausland wettbewerbsfähiger werden. So gewannen die Aktien des Stahlkochers Iskenderun Demir und des Glas-Fabrikanten Sisecam seit Monatsbeginn jeweils rund 40 Prozent, während die Lira rund 20 Prozent an Wert verlor.

Für ausländische Investoren bietet sich dagegen ein anderes Bild: Der MSCI-Türkeiindex, bei dem die Kurse in Dollar umgerechnet werden, hat seit Jahresbeginn mehr als ein Viertel eingebüßt.

"Historisch betrachtet sind türkische Aktien sehr günstig", sagt Fondsmanager Doruk Ozaner vom Vermögensverwalter Istanbul Portfoy. Im erwähnten MSCI-Index liegen die Kurse der Unternehmen derzeit im Schnitt beim 5,4-fachen ihres Gewinns je Aktie. In anderen Schwellenländern liegt dieses sogenannte Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV) aktuell bei etwa 13.

Anlagestratege Per Hammarlund von der SEB Bank riet dennoch zur Vorsicht. Das Experiment des Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan, die Zinsen trotz steigender Inflation niedrig zu halten, sei aus seiner Sicht zum Scheitern verurteilt. Er halte daher Not-Zinserhöhungen der Zentralbank oder die Einführung von Kapitalkontrollen für möglich. Letzteres würde ausländischen Investoren den Abzug ihres Geldes erschweren.

rtr