Das erste Quartal ist für TUI saisonal bedingt eher schwach. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verfünffachte sich der Umsatz jedoch auf 2,37 Milliarden Euro. Das teilte der Reisekonzern aus Hannover am Dienstag kurz vor der Hauptversammlung mit. Der Betriebsverlust ging im Zeitraum Oktober bis Dezember deutlich auf 274 Millionen Euro zurück. Im Vorjahreszeitraum lag der Verlust noch bei etwa 676 Millionen Euro. Vor Ausbruch der Pandemie vor zwei Jahren war operativ ein Fehlbetrag von 147 Millionen Euro angefallen. Unter dem Strich konnte TUI seinen saisontypischen Konzernverlust von 780 Millionen auf 384 Millionen Euro in etwa halbieren. Allerdings fiel das Minus höher aus, als Analysten im Schnitt erwartet hatten. TUI habe vor allem in die Karten gespielt, dass Restriktionen gegen die Pandemie planbarer und in einigen Ländern sogar aufgehoben wurden.

Der weltweit größte Reisekonzern verfügte zuletzt über Finanzmittel von 3,3 Milliarden Euro. Das Eigenkapital war mit 0,4 Milliarden Euro wieder positiv. Das Einsparziel von jährlich 400 Millionen Euro werde in diesem Jahr zu rund 90 Prozent erreicht. TUI hatte sich mit zwei Kapitalerhöhungen in der Krise stabilisiert und will sich auf der Hauptversammlung grünes Licht dafür geben lassen, den Kapitalmarkt weiter anzuzapfen. Die Kapitalerhöhung soll 1,7 Milliarden Euro umfassen.

Im zurückliegenden Geschäftsjahr gelang es dem Unternehmen immerhin schon, den Absturz aus der Zeit davor ein wenig aufzufangen. Unter dem Strich stand ein Verlust von fast 2,5 Milliarden Euro, ein Fünftel weniger als 2019/2020. Der Umsatz sackte jedoch um rund 40 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro ab.

Mit der fortschreitenden Erholung von der Corona-Krise kann TUI auch einen Teil der Finanzhilfe an den Staat zurückzahlen. Der Konzern musste in der Krise mit 4,3 Milliarden Euro vor der Insolvenz bewahrt werden, da durch die weltweiten Reisebeschränkungen im Kampf gegen die Pandemie die Nachfrage einbrach. Nun will der Konzern die ersten 700 Millionen Euro zum 1. April zurückzahlen. Nach Einschätzung von TUI-Chef Fritz Joussen könnte der Staat jedoch womöglich auf einen Teil der Rückzahlung verzichten und so zum Aktionär des Reisekonzerns werden. Demnach sei es möglich, die 1,1 Milliarden Euro stiller Beteiligung in Aktien umzuwandeln. "Es ist zu vermuten, dass der Staat konvertiert", sagte Joussen am Dienstag. Dann müsste das Unternehmen diese Summe nicht zurückführen. Das Rettungspaket für TUI sieht vor, dass der Staat mit bis zu 25 Prozent plus einer Aktie einsteigen kann.

Zuversichtlicher Ausblick


Für die Hauptsaison zeigte sich Joussen zuversichtlich. Er erwarte einen starken Sommer 2022. Die Nachfrage nach Reisen sei über alle Märkte so hoch, dass im Sommer in etwa das Vorkrisenniveau von 2019 erreicht werden könne. Der Ausbruch der Omikron-Variante habe nur vorübergehend für einen Dämpfer gesorgt. Die Kunden buchten weiterhin sehr kurzfristig, viele gönnten sich höherwertige Reisen, sodass die Durchschnittspreise für den Sommer rund ein Fünftel höher wären.

Einschätzung zur TUI-Aktie


Die Aktie des Reisekonzern kletterte nach Bekanntgabe der Zahlen vorbörslich etwa ein Prozent nach oben auf 3,17 Euro, musste die Gewinne aber schon zum Handelsauftakt wieder abgeben und rutschte um fast acht Prozent auf bis zu 2,92 Euro ab. Einen Teil der Verluste machte die TUI-Aktie bald wieder wett und notierte zur Mittagszeit etwa drei Prozent schwächer bei 2,95 Euro.

Die Zahlen zum ersten Quartal lagen trotz deutlicher Erholung teils unter den Analystenerwartungen. Der Ausblick auf das Sommergeschäft und die anstehenden Rückzahlungen der Staatshilfen stimmen zuversichtlicher. Branchenexperte Fehmi Ben Naamane von Oddo BHF äußerte sich zwar zufrieden, dass Omikron weder das erste Geschäftsquartal noch die Sommer-Buchungen wesentlich belastet habe. Es sei aber klar, dass die Lage fragil bleibe und sowohl Kapitalbedarf als auch die Schulden hoch seien, so Ben Naamane. Um sie abzubauen, bedürfe es einer sehr lebendigen Sommersaison.

Die Aktie ist weiterhin hoch bewertet und TUI muss noch immer mehrere große Hürden auf dem Weg aus der Schuldenkriese nehmen. Wir bleiben bei unserer Verkauf-Empfehlung.

iw/rtr/dpa-AFX