Dies betrifft demnach rund 270 Piloten, etwa 430 Flugbegleiter, rund 190 Techniker und rund 100 Beschäftigte in der Verwaltung und beim Bodenpersonal. Ein Tuifly-Sprecher sagte, bei der Flugzeugflotte sei ein für die schwierige Marktlage vernünftiges Volumen wohl etwa die Hälfte der 39 Maschinen vom Typ Boeing 737. Dies werde zu einem Personalabbau führen, dessen Umfang sich aber erst aus den anstehenden Gesprächen mit der Belegschaft ergeben werde.

Tuifly ist die Airline des weltgrößten Tourismusunternehmens TUI. Dies hatte jüngst den Abbau von konzernweit rund 8000 Arbeitsplätzen angekündigt, um in der Virus-Pandemie gegenzusteuern. Die Gewerkschaften verurteilten den Jobabbau, über den das Personal am Donnerstag informiert wurde. "Die Vereinigung Cockpit (VC) bedauert die Ankündigung von Tuifly, rund 700 Arbeitsplätze in Cockpit und Kabine abbauen zu wollen", erklärten die Interessenvertreter der Piloten. Es sei ein schwerer Schlag für die Beschäftigten, dass die Flotte um rund die Hälfte reduziert werde und nur noch von Hannover, Düsseldorf, Frankfurt, Stuttgart und München geflogen werden solle. Die Gespräche mit der Tuifly-Geschäftsführung müssten nun zügig, "ohne Kalkül ehrlich und offen geführt werden", sagte VC-Präsident Markus Wahl.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi sprach von einem "doppelten Schlag ins Gesicht der Beschäftigten", wenn Tuifly zum einen Stellen und Flotte etwa halbieren wolle - und TUI gleichzeitig 1,8 Milliarden Euro an staatlich gesicherten Krediten bekomme. Dies stelle "den Sinn und Zweck dieser Hilfen schon im Grundsatz in Frage", betonte Verdi-Experte Marian Drews. Auch die Gewerkschaft der Flugbegleiter UFO kritisierte den angekündigten Stellenabbau. "Es darf keine Normalität werden, dass Steuergelder in Unternehmen für die Mitarbeiter zur Bedrohung werden", sagte der UFO-Vorsitzende Daniel Flohr.

Die Corona-Krise trifft vor allem die Reisebranche extrem hart. TUI hat als eines der ersten Unternehmen Anfang April einen staatlich gesicherten Kredit von 1,8 Milliarden Euro unter Dach und Fach gebracht. Das Nachrichtenportal "Business Insider" berichtete nun, TUI habe jüngst bei der Bundesregierung vorgefühlt, ob der Konzern weitere Finanzhilfen über den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) erhalten könne. Es gehe um einen Bedarf von 1,2 Milliarden Euro. Ein konkreter Antrag sei aber nicht gestellt worden, hieß es in dem Bericht. Man sei noch ganz am Anfang. Ein TUI-Sprecher lehnte einen Kommentar ab. Vom Bundeswirtschaftministerium, das sich meist nicht zu konkreten Firmen äußert, war zunächst keine Stellungnahmen zu erhalten.

rtr