Bereits im Juni hatte Fed-Chef Jerome Powell die Zinsen in den USA um ungewöhnlich hohe 75 Basispunkte in die Spanne von 1,50 - 1,75 Prozent angehoben. Zudem geht der Markt von einer weiteren Erhöhung in diesem Umfang für morgen Abend aus. Doch zuletzt machte sich Unruhe am Markt breit, weil einige Experten einen sehr großen Zinsschritt von einem Prozentpunkt ins Spiel brachten. Dies geschah, nachdem die Inflation in den USA auf 9,1 Prozent für Juni angestiegen war. Generell will die Notenbank die hohe Inflation durch das Anheben der Zinsen bekämpfen. Doch dadurch ergeben sich neue Probleme: Denn die höheren Zinsen sind schlecht für die Märkte. Und es bahnt sich auch noch eine Rezession in den USA an. Wird die Fed also doch alle überraschen?

So könnte die Fed die Märkte überraschen


Die meisten Marktteilnehmer erwarten also eine Anhebung um 0,75 Prozentpunkte. Verkündet Powell diesen Schritt morgen Abend um 20 Uhr deutscher Zeit, so dürfte dies niemanden überraschen. Dennoch spricht die sehr hohe Inflation dafür, dass die Fed die Zinsen sogar um ein Prozentpunkt auf einmal anheben könnte. Dies brachte auch der Präsident des Fed-Bezirks Atlanta, Raphael Bostic, ins Spiel, nachdem die Inflation so hoch ausgefallen war. Später sagte er aber, dass die Fed besser beraten sei, die Zinsen nicht zu stark anzuheben.

Denn ein solcher großer Zinsschritt dürfte die Märkte erneut auf Talfahrt schicken. Und dagegen spricht: Dieser Schritt wäre zu drastisch. Die Inflation ist mit 9,1 Prozent bereits so weit von den Zinsen entfernt, dass eine solche drastische Erhöhung unverhältnismäßig erscheinen würde. Zudem ist die Kerninflationsrate in den USA nicht mehr gestiegen, wie BÖRSE ONLINE bereits vor Wochen ins Spiel brachte. Bald dürfte auch die Inflation zurücklaufen - eine Erhöhung um 100 Basispunkte erscheint nicht wahrscheinlich.

Erhöht die Fed die Zinsen nur um 0,5 Prozentpunkte?


Es spricht sogar einiges dafür, dass die Fed alle überraschen könnte und die Zinsen nur um 0,5 Prozentpunkte anhebt. Warum? Weil die Inflation bald nachlassen könnte, wie wir oben beschrieben haben. Weil die Märkte aktuell auf tönernen Füßen stehen und eine Erhöhung um nur 0,5 Prozentpunkte etwas Druck vom Markt nehmen könnte. Denn die USA steuern auf eine Rezession zu: Wenn das BIP in zwei Quartalen in Folge unter dem Niveau des Vorjahresquartals liegt, spricht man von einer Rezession. Bereits um ersten Quartal war die Wirtschaftsleistung um 0,4 Prozent schwächer ausgefallen. Und auch für das zweite Quartal erwartet die Fed des Bezirks Atlanta eine schrumpfende Wirtschaft.

Jerome Powell könnte also den Märkten erstmal eine dringend benötigte Verschnaufpause mit einer kleiner aus erwarteten Zinsanhebung geben. Denn die Märkte werden es brauchen, sollte wirklich eine Rezession verkündet werden. Schließlich könnte diese Nachricht, die Märkte dann doch nochmal auf Talfahrt schicken. Wir sehen: Es ist eine sehr verzwickte Lage. Am wahrscheinlichsten bleibt der 0,75 Prozentpunktschritt, weil man dann der Fed nichts weiter vorwerfen kann und sie auf Nummer sicher geht. 0,5 Prozentpunkte scheinen aber der bessere Deal zu sein. Anleger bereiten sich auf alle Eventualitäten vor.