von Martin Blümel

Das Jahr hat mit Superlativen begonnen. Wenn auch mit unangenehmen. Mit einem Minus von mehr als vier Prozent am ersten Handelstag legte der DAX den schlechtesten Jahresauftakt seiner Geschichte hin. Und auch das Wochenminus von 8,3 Prozent war nicht von schlechten Eltern. Als Hauptgrund für die fast schon dramatischen Verluste wurden die noch heftigeren Kursturbulenzen an der Börse in Shanghai ausgemacht, die wiederum mit Sorgen um Chinas Wirtschaft begründet wurden sowie mit Irritationen um die staatlich verordneten Stützungsmaßnahmen für die dortige Börse.

Es sind also ein paar Säcke Reis umgefallen im Reich der Mitte. Wobei das ja nichts Ungewöhnliches ist. Dass es in China nicht mehr ganz so rund läuft, das ist ja nicht erst seit gestern bekannt. Ebenso dass die dortige Börse nicht vergleichbar ist mit den Märkten der westlichen Welt. Trotzdem ist man eben immer wieder mal beunruhigt über diese fernöstliche Gemengelage.

"China ist für die Weltwirtschaft wichtig. Und auf einmal sehen wir, dass das Land an Schwung verliert. Das ist negativ für Länder, die viel nach China exportieren", kommentiert Robert Halver, Anlagestratege bei der Baader Bank. So weit, so gut. Trotzdem findet er das Kursspektakel der vergangenen Tage recht übertrieben: "Die apokalyptischen Reiter werden von ihren Pferden fallen", sagt er.

Andere sind da pessimistischer: George Soros etwa. Der große Investor ließ verlauten, er fühle sich an 2008 erinnert, dem Jahr also, in dem die Finanzkrise ihren Anfang nahm. Allerdings ist aktuell von einer Rezession in der weltgrößten Volkswirtschaft USA überhaupt nichts zu sehen.

Was letztlich für die derzeitige große Unruhe sorgt, das sind wohl die so bekannten wie signifikanten Weichenstellungen für die Marktentwicklung, die schon im Dezember stattfanden: Die Zinserhöhung in den USA, die weitere Lockerung der Geldpolitik in der Eurozone sowie der andauernde Verfall der Ölpreise. Alles festgezurrt während dreier wichtiger Treffen, das der Europäischen Zentralbank EZB, jenes der erdölproduzierenden OPEC-Länder in Wien und schließlich noch das Meeting der US-Notenbank Fed.

Klar ist: Die Geldpolitik auf beiden Seiten des Atlantiks driftet deutlich auseinander. Und ausgerechnet die wichtigste Zentralbank der Welt, die Fed, geht voran. Wenn das nicht für ein gerüttelt Maß an Unsicherheit sorgt, was dann?

Und dann der Ölpreis: Dass dieser fällt, liegt wohl überwiegend daran, dass alle pumpen wie verrückt. Keiner der ölproduzierenden Staaten - neben der OPEC auch die USA und Russland - drosseln die Fördermenge. Die Lager sind randvoll. Und wenn jetzt auch noch die Nachfrage aus China nachlässt, wie von vielen erwartet, dann sind weiter sinkende Preise eigentlich nur logisch.

Und das lässt sich positiv wie negativ interpretieren: Für Ölaktien ist es tendenziell eher schlecht, für die produzierende Industrie indes eher positiv, es sei denn die jeweilige Landeswährung schwächt sich ab, dann ist der Ölpreisverfall gleich wieder perdu. Wertet etwa China den Yuan weiter ab, dann verteuert das die Importpreise. Und weil China bekanntlich weltwichtigster Rohstoffimporteur ist, sind das wiederum eher schlechte Nachrichten für das produzierende Gewerbe vor Ort und für Rohstoffförderer ebenso.

Viel Unsicherheit, viel Spekulation. Aber auch günstige Kurse für Anleger, die nach und nach einsteigen wollen.

Martin Blümel ist leitender Redakteur bei BÖRSE ONLINE und Autor des Börsenblogs www.bluemelstaunt.com