Die Ungewissheit über den Zeitpunkt der US-Zinswende hat den europäischen Aktienmärkten am Freitag einen Dämpfer verpasst. Die Aussicht auf steigende Zinsen belaste derzeit die Kurse, auch wenn ein solcher Schritt bereits erwartet werde, sagte ein Börsianer. "Es herrscht Vorsicht", sagte Analyst Harry Shann vom Brokerhaus Logic Investments. Investoren scheuten vor dem Dezember-Treffen der US-Notenbank Fed größere Engagements.

Der Dax fiel bis zum Nachmittag um rund ein Prozent auf 10.678 Zähler, der EuroStoxx50 gab 1,3 Prozent nach. Seit Wochenbeginn beläuft sich das Minus der beiden Indizes auf jeweils mehr als zweieinhalb Prozent.

Fed-Chefin Janet Yellen und andere US-Notenbanker hatten wiederholt angedeutet, dass eine Zinserhöhung bei der Sitzung der Notenbank am 15. und 16. Dezember möglich sei. Allerdings fielen die US-Einzelhandelsumsätze im Oktober enttäuschend aus. Das Wohl und Wehe der US-Wirtschaft hängt stark von den Verbrauchern ab. Auf der Agenda am Nachmittag steht noch das vorläufige Verbrauchervertrauen der Uni Michigan.

ÜBERNAHMEFANTASIEN TREIBEN K+S



Auf der Unternehmensseite ging es nach der Flut von Quartalsberichten in den vergangenen Tage eher ruhig zu. Im Dax ragten K+S mit einem deutlichen Plus von bis zu 4,5 Prozent heraus. Das mögliche Interesse von ChemChina an Syngenta schürte Übernahmefantasien in der Branche. Syngenta stiegen in Zürich um 11,3 Prozent und verbuchten den größten Kurssprung seit der Monsanto -Offerte für den Schweizer Konzern. Ende August hatte der US-Konkurrent seine Offerte für Syngenta nach hartnäckigem Widerstand des Schweizer Managements zurückgezogen.

Abwärts ging es für die Aktien der Deutschen Bank, die nach einem negativen Analystenkommentar um bis zu 2,2 Prozent auf 23,71 Euro fielen. Die neu vorgestellte Strategie des Geldhauses kommt bei den Analysten der Citibank nicht gut an. Es gebe "zu viele Fragen", hieß es in einem Kommentar. Es sei mit sinkenden Gewinnen im Investmentbanking zu rechnen. Citi stufte die Titel deshalb auf "Neutral" von "Buy" zurück und senkte das Kursziel auf 27 von 35 Euro.

Im MDax machte eine schwächere Prognose den Aktien der Deutschen Euroshop zu schaffen. Die Titel des Investors von Einkaufszentren verloren 4,6 Prozent auf 39,25 Euro und markierten damit den tiefsten Stand seit sechseinhalb Wochen.

HÖHERER VERLUST LÄSST HEIDELDRUCK STRAUCHELN



Noch deutlicher abgestraft wurden die Aktien von Heidelberger Druck, die im SDax um 18,6 Prozent auf 2,21 Euro in die Tiefe rauschten. Das war der größte Kurssturz seit rund sechs Jahren. Der Maschinenbauer hat auf seinem Sanierungskurs einen Rückschlag erlitten und verbuchte im zweiten Quartal einen höheren Verlust. Seit Januar haben HeidelDruck mehr als 30 Prozent an Wert gewonnen, der SDax kommt im selben Zeitraum auf ein Plus von 21,5 Prozent.

Ein trüber Ausblick schickte die Aktien des italienischen Luxusgüterherstellers Salvatore Ferragamo auf Talfahrt. Die Titel gaben in Mailand um bis zu 8,1 Prozent nach und notierten mit 21,95 Euro so tief wie seit zehn Monaten nicht mehr. Der Konzern bezeichnete die Erwartungen der Analysten an die Gewinne im Gesamtjahr als "herausfordernd". Auch die Aktien des Mitbewerbers LVMH gaben in Paris 2,4 Prozent ab.

Reuters