Mit einer 13 Milliarden Euro schweren Kapitalerhöhung - der größten in der Wirtschaftsgeschichte des Landes - will er die Löcher in der Bilanz der UniCredit stopfen und den Abbau fauler Kredite finanzieren, unter denen das italienische Bankensystem ächzt. "Wir haben mutige Schritte unternommen, weil Selbsthilfe immer das Beste ist, was man machen kann", sagte der 55-jährige Franzose. 4,7 Milliarden Euro Gewinn soll die Bank 2019 erwirtschaften.

Am Kapitalmarkt wurden die Pläne sehr positiv aufgenommen. Die Aktie stieg in Mailand um knapp 15 Prozent auf 2,68 Euro.

In Deutschland steht in den nächsten drei Jahren nun die dritte Abbauwelle bevor. Betroffen sein dürften vor allem die Stabsfunktionen hinter den Kulissen. Der für das operative Geschäft bei UniCredit zuständige Francesco Giardano sagte, es gehe dabei um Bereiche ohne Kundenkontakt. Mustier will das Investmentbanking und die Firmenkunden-Sparte konzernweit enger verzahnen und Führungsstrukturen straffen. Weitere Filialschließungen in Deutschland seien - anders als in Italien - nicht geplant, betonte der Franzose. Pläne für einen Verkauf der Deutschland-Tochter gebe es nicht. "Die HVB ist eine strategische Beteiligung."

HVB-Chef Theodor Weimer hat das Filialnetz in Deutschland bereits ausgedünnt, weil Kunden ihre Bankgeschäfte verstärkt online ausführen. Vor gut einem Jahr hatte er den Abbau von 1200 Arbeitsplätzen angekündigt, vornehmlich in der Verwaltung. Dieser ist erst zum Teil umgesetzt. Insgesamt werde die HVB dann rund 21 Prozent ihrer Belegschaft abgebaut haben, rechnete Mustier vor. Verdi reagierte verschnupft: "Wir sind sehr verärgert", sagte Klaus Grünewald, der für die Gewerkschaft im Aufsichtsrat der HVB sitzt. Das Vorpreschen Mustiers überschatte die schon laufenden Gespräche, mit denen die Arbeitnehmer unter anderem Kündigungen vermeiden wollen. Ende 2015 hatte die Bank 16.300 Vollzeitkräfte, Mitte 2016 waren es noch gut 15.000.

MUSTIER TROTZT WIRBEL UM MONTE DEI PASCHI UND NEUWAHLEN



UniCredit solle "eine der attraktivsten Banken in Europa" werden, sagte Mustier. Sein Plan basiere darauf, dass das Institut eigenständig bleibe. Zuletzt hatte es Spekulationen über eine Fusion mit der französischen SocGen gegeben. Es gebe keine Gespräche über einen Zusammenschluss, stellte Mustier klar. Großaktionär Amber Capital zeigte sich angetan und will bei der Kapitalerhöhung mitziehen: "UniCredit neu aufzustellen ist ein großer Dienst am italienischen Bankensystem. Die zwei größten Banken des Landes werden dann gut kapitalisiert sein", sagte Amber-Chef Joseph Oughourlian mit Blick auf UniCredit und Intesa SanPaolo.

Mustier will sich auch von der Krise bei der drittgrößten Bank des Landes nicht beirren lassen. Er setze darauf, dass die Probleme der Banca Monte dei Paschi bis Jahresende gelöst seien. Das Traditionsinstitut aus Siena kämpft um fünf Milliarden Euro, die es braucht, um eine erneute Kapitalspritze des Staates zu vermeiden. Doch Investoren sind verunsichert, zumal nach dem Rücktritt von Ministerpräsident Matteo Renzi im nächsten Jahr Wahlen anstehen dürften.

Renzis Nachfolger Paolo Gentiloni sicherte den Banken die Unterstützung seiner Übergangsregierung zu. Sie sei zum Eingreifen bereit, um die Stabilität der Institute zu sichern und die Spareinlagen der Bürger zu schützen, sagte der bisherige Außenminister am Dienstag in seiner Antrittsrede. Nach Angaben der italienischen Notenbank liegen in den Büchern der Geldhäuser insgesamt 198 Milliarden Euro faule Kredite. UniCredit verkauft wacklige Darlehen im Umfang von 17,7 Milliarden Euro mit hohen Abschlägen an die Allianz -Fondsgesellschaft Pimco und den US-Finanzinvestor Fortress. Sie stammen überwiegend aus den Jahren vor 2011.

Um die daraus entstehenden Verluste abzufedern, braucht die Bank frisches Geld. 8,1 Milliarden Euro schreibt UniCredit im vierten Quartal allein auf wacklige Kredite ab. Insgesamt kostet der Konzernumbau 12,2 Milliarden Euro. Die Kosten sollen damit um 1,7 Milliarden Euro sinken. 1,1 Milliarden bringt den Plänen zufolge allein der Abbau von 14.000 Stellen, das sind 6500 mehr als die Bank bisher geplant hatte.

Die Kapitalerhöhung soll im ersten Quartal in Angriff genommen werden. Mustier will fast so viel Geld einsammeln, wie die Bank an der Börse wert ist: Mit 15 Milliarden Euro liegt sie dort zwischen der Deutschen Bank (24 Milliarden) und der Commerzbank (knapp zehn Milliarden). Dabei hatte der seit Juli amtierende Investmentbanker den Kapitalbedarf mit dem Verkauf der Polen-Tochter Pekao, der Fondstochter Pioneer sowie einem Teilverkauf der FinecoBank vorab reduziert. Allein Pioneer bringt einen Gewinn von 2,2 Milliarden Euro.

rtr