Mehrere CDU-Politiker wie die Partei-Vize Julia Klöckner forderten einen umfassenden Erneuerungsprozess.

Die Frage, ob Gespräche über eine Jamaika-Koalition beendet oder doch noch möglich sind, haben nach Einschätzung aus der Union auch Konsequenzen für CDU-Chef Laschet. Mehrere Politiker hatten ihn in den vergangenen Tagen nur mit dem Hinweis gestärkt, dass er die Jamaika-Sondierungen führen soll. Laschet selbst hatte angedeutet, dass er im Falle eines Scheiterns der Sondierungen nicht Oppositions- und auch nicht Chef der CDU/CSU-Bundestagsfraktion werden wolle. Er zieht aber als Abgeordneter in die nach dem Wahldebakel geschrumpfte Fraktion ein.

CSU-Chef Söder machte wie auch CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt klar, dass sie die Entscheidung für eine Ampel für gefallen halten. Beide sagten auf Nachfrage, dass sie sich nicht in die Neuaufstellung bei der Schwesterpartei CDU einmischen wollten. Beide hatten aber auch in den vergangenen Monaten betont, dass man mit Söder als Kanzlerkandidat bessere Chancen gehabt hätte. Man müsse den Wählerwunsch akzeptieren, sagte der CSU-Chef mehrfach in seiner Pressekonferenz, in der er auch auf die Selbstachtung der Union verwies. Zugleich wies Söder Vorwürfe zurück, die CSU habe Jamaika hintertreiben und Druck auf die CDU ausüben wollen. Er habe mit Laschet in den vergangenen Tagen sehr eng und gut zusammengearbeitet.

Söder und Laschet kritisierten Indiskretionen aus den Sondierungen, die genervt hätten und völlig unnötig gewesen seien. Auch Dobrindt, der 2017 noch Jamaika-Kritiker gewesen war, betonte am Mittwoch, die CSU habe dieses Bündnis diesmal wirklich gewollt.

In der Union wurde am Mittwoch erste Kritik an den Liberalen geübt, die zuvor noch betont hatten, mit CDU/CSU die größeren inhaltlichen Übereinstimmungen zu haben. Hamburgs CDU-Landeschef Christoph Ploß sagte, er bezweifele, dass die FDP in einer Ampel-Regierung ihre Wahlversprechen halten könne.

"Wir müssen jetzt unsere Hausaufgaben machen und zeigen, dass wir die Lektion vom 26.9. verstanden haben", twitterte Wirtschaftsminister Peter Altmeier, der sich für Söder als Kanzlerkandidat ausgesprochen hatte. Die Union steht auch laut CDU-Vize Klöckner vor einem weitreichenden Umbruch. "Nach 16 Jahren Regierungsführung stehen wir vor einer Zäsur. So hart das ist, aber wir müssen diese Situation jetzt als Chance begreifen", sagte sie der "Rheinischen Post". Sie selbst hatte nach der Bundestagswahl ihren Rückzug als CDU-Landeschefin in Rheinland-Pfalz angekündigt.

In den vergangenen Tagen hatten die drei Anwärter auf die Posten des Partei- und Fraktionsvorsitzes, Jens Spahn, Norbert Röttgen und Friedrich Merz, eine personelle und inhaltliche Erneuerung der CDU gefordert und damit Zweifel an einer politischen Zukunft Laschets befördert. Alle drei gelten als Konkurrenten im Rennen um den Posten des bis Ende April 2022 gewählten Fraktionschefs Ralph Brinkhaus - der ebenfalls wieder kandidieren will.

rtr