Uniper spielt als größter deutscher Gas-Importeur wegen der seit Wochen stark verminderten Liefe-rungen aus Russland eine zentrale Rolle in der Gaskrise. Das Unternehmen muss wegen der Drosse-lung der Lieferungen und einer starken Abhängigkeit von Gas aus Russland teureres Gas auf dem Markt kaufen, um Verträge zu erfüllen. Das führte zu massiven Liquiditätsproblemen, weil Uniper die Preissteigerungen bislang nicht an Kunden weitergeben kann. Uniper beliefert mehr als 100 Stadtwer-ke und Industriefirmen. Der deutsche Staat springt demnächst ein. Außer einer Beteiligung in Höhe von 30 Prozent, soll auch die Gas-Umlage Uniper helfen.

Das Unternehmen wird jedoch noch bis Ende September den vollen wirtschaftlichen Verlust tragen müssen, der durch die Ersatz-Beschaffungsmengen für russisches Gas aufläuft. Erst ab 1. Oktober greift die von der Bundesregierung beschlossene Gasumlage, durch die der Konzern den Großteil sei-ner Kosten an die Kunden weitergeben darf. Entsprechend hoch verschuldet ist Uniper nun.

Mit über 12 Milliarden in den Miesen


Im ersten Halbjahr hat der in Schieflage geratene Energie-Konzern einen Nettoverlust von mehr als 12,4 Milliarden Euro eingefahren. Allein 6,5 Milliarden Euro stünden im Zusammenhang mit erwarteten künftigen Gas-Lieferunterbrechungen Russlands, teilte der Versorger am Mittwoch mit. Hinzu kämen Wertminderungen in Höhe von 2,7 Milliarden Euro.

Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) rutschte auf minus 564 Millionen Euro nach einem positiven Betriebsgewinn von 580 Millionen Euro ein Jahr zuvor. Das bereinigte Net-toergebnis betrug minus 359 Millionen Euro nach einem Gewinn von 485 Millionen Euro. Der Konzern traut sich keine Prognose zu, rechnet für das Geschäftsjahr aber mit Verlusten. 2023 solle das Ergebnis verbessert werden und 2024 die Verlustzone verlassen werden.

"Uniper leistet seit Monaten einen essenziellen Beitrag zur Stabilisierung der Gasversorgung in Deutschland - um den Preis von Milliarden-Verlusten, die uns durch die weggebrochenen Liefermen-gen aus Russland entstehen", sagte Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach. Das habe die Bundesregie-rung erkannt und konsequent gehandelt. "Oberste Priorität für uns ist jetzt, das Stabilisierungspaket zügig umzusetzen."

Uniper-Aktie sackt wieder ab


An der Börse fallen die Reaktionen auf die Geschäftszahlen überraschend stark aus. Obwohl am Markt bereits mit hohen Verlusten gerechnet worden war, verliert die Uniper-Aktie am Vormittag zeitweise fast zehn Prozent auf 7,03 Euro. Von ihrem rund drei Wochen alten Rekordtief bei 5,64 Euro sind die Aktien trotz des Kursein-bruchs aber noch ein Stück entfernt.

Die Halbjahreszahlen seien genauso desaströs wie erwartet, hieß es von einem Händler. Das Zahlen-werk sei zwar schwach, stehe aber wohl kaum im Fokus angesichts des Ausmaßes der Verknappung von russischem Gas, schrieb JPMorgan-Analyst Vincent Ayral in einer ersten Einschätzung. Negativ wirkten auch geringere Produktionskapazitäten auf dem britischen Absatzmarkt. Die Aktien der Wett-bewerber E.onund RWE verzeichneten im Sog von Uniper ebenfalls leichte Abschläge.

BÖRSE ONLINE hat nur sehr mutigen und risiskobewussten Anlegern zum Kauf von ein paar Uniper-Aktien geraten - vor lang-fristigem Horizont. mmr mit dpa und rtr