Am Aktienmarkt traf der Deal auf keine Gegenliebe. Das Software-AG-Papier brach bis zu 11,3 Prozent auf 34,28 Euro ein und hielt damit die rote Laterne im Nebenwerteindex MDax. Zuletzt hatten noch Übernahmefantasien für Rückenwind gesorgt. Händler waren auch enttäuscht, dass das frische Geld nun für Zukäufe genutzt werden soll.

Silver Lake wird Brahmawar zufolge als aktiver Partner der Nummer zwei in Deutschland hinter SAP agieren. Zum einen verfügten die US-Amerikaner über ein exzellentes Netzwerk und zum anderen sei Silver Lake vor allem in den USA eine bekannte Marke, die der Software AG auf dem wichtigsten Markt der Welt Türen öffnen werde. Konkret zeichnet Silver Lake eine Wandelanleihe in Höhe von 344 Millionen Euro, die letztlich in eine Beteiligung von zehn Prozent umgetauscht werden kann. Ob Silver Lake dann noch mal aufstockt, ließ Finanzchef Matthias Heiden Reuters gegenüber offen: "Wie sich ein neuer Investor im Laufe der Zeit verhalten wird, kann ich aus heutiger Sicht nicht beurteilen."

Die Software AG befindet sich inzwischen im dritten Jahr des auf fünf Jahre ausgelegten Konzernumbauprojekts namens Helix. Letztlich soll das Unternehmen stärker auf die Cloud ausgerichtet werden und damit auf wiederkehrende Umsätze durch Abonnements statt Lizenzen, die einmalig bezahlt werden. Das trägt nur langsam Früchte: Von Juli bis September stiegen die Erlöse zwar das zweite Quartal in Folge, werden im Gesamtjahr aber das mittelfristige Ziel von mehr als einer Milliarde Euro weit verfehlen.

Für neuen Schwung sollen nun Akquisitionen sorgen. Ausschau werde nach "schnellwachsenden mittelständischen Cloudunternehmen" gehalten, "die bereits über ein funktionierendes Abomodell und ein Geschäft in Nordamerika verfügen", sagte Heiden. Und Brahmawar versicherte: "2022 wird das Jahr der Zukäufe." Von Interesse seien Firmen, die in den Bereichen Datenintegration oder -erfassung tätig seien.

Im Zuge der Partnerschaft wird Silver Lake zwei Vertreter in den Software-AG-Aufsichtsrat schicken. Konkret sollen Silver Lakes Europachef Christian Lucas und der ehemalige Red-Hat-Chef Jim Whitehurst in das Gremium einziehen. Lucas soll zum Aufsichtsrats-Chef gewählt werden. Zuvor müssen Amtsinhaber Karl-Heinz Streibich und der Vorsitzende des Prüfungsausschusses Ralf Dieter allerdings ihren Hut nehmen, was Ende Januar geschehen wird. Streibich hatte jahrzehntelang die Geschicke der Software AG geleitet - 15 Jahre als Firmenchef und zuletzt im Aufsichtsrat.

Lucas von Silver Lake will sich aktiv in die Geschäfte der 1969 gegründeten Software AG einbringen: "Wir freuen uns, künftig zum Erfolg des Unternehmens beizutragen." Silver Lake ist ein weltweit agierender Technologieinvestor mit Fokus auf Nordamerika, der insgesamt Vermögenswerte im Umfang von 90 Milliarden Dollar verwaltet. In Europa ist Silver Lake unter anderem an dem schwedischen Bezahldienst Klarna, dem Blitz-Lieferdienst Getir, der SAP-Tochter Qualtrics und der Reiseplattform Omio beteiligt.

Es wird seit Längerem über ein Interesse von Investoren an der Software AG spekuliert, zuletzt ging es dabei häufig um eine komplette Übernahme. Brahmawar bezeichnete die nun von Silver Lake getätigte erste Investition einer Private-Equity-Firma aus den USA in ein börsennotiertes Unternehmen (PIPE-Investment) in Deutschland als besten Deal. Auch die Software AG Stiftung, die rund 31 Prozent an der Firma hält, stehe hinter der Transaktion. Unternehmens- und Stiftungsgründer Peter Schnell hat alle seine Anteile an dem 1969 gegründeten Softwarehaus in die Stiftung eingebracht.

rtr