Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit 450.000 gerechnet. Die getrennt ermittelte Arbeitslosenquote sank im Oktober auf 4,6 von zuvor 4,8 Prozent und damit stärker als erwartet. Die US-Notenbank Fed kann sich laut Experten in der jüngst eingeleiteten schrittweisen Abkehr vom Krisenmodus bestätigt sehen. Zugleich stellt sich auch angesichts der erhöhten Inflation im Land die Frage, wie lange die Fed noch mit einer Anhebung des derzeit zwischen null und 0,25 Prozent gehaltenen Leitzinses warten kann.

Laut der Chefin des Fed-Bezirks Kansas City, Esther George, tickt die Uhr für eine Erhöhung bereits: "Angesichts des Inflationsdrucks zieht das Argument für Geduld weniger." Im September kletterte die Teuerungsrate auf 5,4 Prozent und damit weit über das Ziel der Fed von zwei Prozent hinaus. Die Fed, die für stabile Preise und Vollbeschäftigung sorgen soll, kann diese Entwicklung nicht kalt lassen. Sie geht in ihrem Basisszenario jedoch davon aus, dass der Inflationsschub durch die Pandemiekrise bedingt ist und nächstes Jahr abklingt.

Am zeitweise arg gebeutelten Arbeitmarkt hat sich die Lage bereits wie von der Fed erhofft deutlich aufgehellt. "Der Job-Motor in der größten Volkswirtschaft der Welt läuft", sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. Nach diesen Daten könne man getrost sagen, dass die Fed mit ihrer Entscheidung, ihre Anleihenkäufe zu reduzieren, richtig gelegen habe. Die starken Jobdaten beflügelten den Dollar und den Aktienmarkt. Alle drei Auswahlindizes der Wall Street verzeichneten frische Bestmarken. Dazu trugen auch die revidierten Zahlen für September bei.

Nach einer Korrektur sehen die September-Zahlen am Arbeitsmarkt weit rosiger aus als zuvor angenommen: Sie wurden auf 312.000 von 194.000 Jobs angehoben. "Die Lage verbessert sich weiter deutlich. Insbesondere der nochmals tiefere Wert der Arbeitslosenquote deutet auf eine zunehmende Knappheit hin", sagte Helaba-Experte Ralf Umlauf zu den Oktober-Zahlen.

Zugleich sei der Lohnanstieg im Hinblick auf die Ausrichtung der Fed-Politik kritisch zu werten. Der durchschnittliche Stundenlohn stieg im Oktober um 0,4 Prozent zum Vormonat und um satte 4,9 Prozent zum Vorjahresmonat: "Die Zinserhöhungserwartungen könnten wieder Fahrt aufnehmen, ungeachtet der Beteuerungen der Fed, dass die Zeit für Zinserhöhungen noch nicht reif sei", so Umlauf.

"ES FEHLEN NOCH MEHR ALS 4,5 MILLIONEN JOBS"


Volkswirt Bastian Hepperle vom Bankhaus Lampe hält dagegen, dass es trotz anhaltender Beschäftigungsanstiege noch ein weiter Weg zum Vor-Corona-Niveau sei. Derzeit fehlten immer noch mehr als 4,5 Millionen Jobs. Commerzbank-Experte Bernd Weidensteiner verweist darauf, dass viele Amerikaner, die sich in der Coronakrise vom Arbeitsmarkt zurückgezogen hatten, bisher nicht zurückgekehrt seien: "Das macht den Arbeitsmarkt angesichts der robusten Nachfrage nach Arbeitskräften immer enger."

Die Fed hatte substanzielle Fortschritte auf dem Jobmarkt zur Voraussetzung für einen Abbau ihrer in der Corona-Pandemie aufgelegten Krisenhilfen gemacht, die sie nun Zug um Zug zurückfährt. Mit dieser im Fachjargon als Tapering bekannten Operation soll das Volumen von derzeit monatlich 120 Milliarden Dollar ab Mitte November um 15 Milliarden Dollar sinken. Laut Fed-Chef Jerome Powell liegt es im Bereich des Möglichen, dass sich der Arbeitsmarkt bis Mitte nächsten Jahres von der Krise weitgehend erholt hat und wieder Vollbeschäftigung herrscht.

Zugleich betonte er, es sei im Führungsgremium der Fed nicht über Zinserhöhungen gesprochen worden. Dafür sei die Zeit noch nicht reif. An den Finanzmärkten wurde damit gerechnet, dass dem voraussichtlichen Ende des Taperings Mitte nächsten Jahres bereits im Juli 2022 eine geldpolitische Straffung auf dem Fuß folgen könnte. Die Fed habe zwar "Geduld" bei der Erhöhung der Leitzinsen versprochen, so Weidensteiner: "Ewig wird sie das angesichts der Arbeitsmarktentwicklung aber nicht durchhalten können."

rtr