Die Fed lässt das Ausmaß der nächsten Zinsanhebung im September noch offen: 0,5 oder 0,75 Prozentpunkte. Kernfrage ist, wie stark und wie lange die Wirtschaft abgebremst werden soll, um den Inflationsdruck zu reduzieren. Derweil deutete die Europäische Zentralbank (EZB) bereits einen weiteren kräftigen Zinsschritt im September an.

Die US-Notenbank Fed hat am Mittwoch die Protokolle ihrer jüngsten Zinssitzung vom 26. und 27. Juli veröffentlicht. Auf der Sitzung war wie schon im Vormonat ein ungewöhnlich großer Zinsschritt von 0,75 Prozentpunkten zur Inflationsbekämpfung beschlossen worden. Marktteilnehmer haben sich aus den jetzt veröffentlichten Protokollen Hinweise über das Ausmaß des nächsten Zinsschrittes im September erhofft. Fed-Chef Jerome Powell hatte einen weiteren großen Zinsschritt im September als prinzipiell möglich bezeichnet. Damit würde sie bereits in ein restriktives Zinsniveau vorstoßen, das die Konjunktur schon etwas abbremst.

Doch wie aus den Protokollen von Juli hervorgeht, ließen die Währungshüter noch keine Präferenz erkennen, welches Ausmaß der nächste Schritt haben könnte - 0,5 oder 0,75 Prozentpunkte. Sie erklärten, dies sei von der Datenlage abhängig. An den Terminmärkten wurde nach Veröffentlichung der Protokolle die Wahrscheinlichkeit für den kleineren Zinsschritt allerdings auf fast 60 Prozent taxiert.

Laut den Mitschriften äußerten Teilnehmer der Sitzung zudem die Erwartung, dass es länger als angenommen dauern könnte, bis sich das Inflationsproblem auflöse. Die von der Notenbank mit ihrer strafferen Geldpolitik angestrebte Dämpfung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage spiele eine wichtige Rolle beim Abbau des Preisdrucks. Mittlerweile liegt der Leitzins in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent.

Die Verbraucherpreise stiegen im Juli um 8,5 Prozent zum Vorjahresmonat und damit nicht mehr ganz so schnell wie noch im Juni mit einem Zuwachs von 9,1 Prozent. Die vor der nächsten geldpolitischen Sitzung der Notenbank im September anstehenden US-Inflationsdaten für August dürften entscheidende Bedeutung für den Zinsentscheid zukommen.

Unterdesseen könnte auch die Europäische Zentralbank (EZB) trotz Rezessionsgefahren auf ihrer nächsten Zinssitzung im September erneut die Zinsen kräftig anheben. Die Inflationsaussichten hätten sich seit der Juli-Sitzung nicht verbessert, sagte Notenbank-Direktorin Isabel Schnabel der Nachrichtenagentur Reuters. "Im Juli entschieden wir uns für eine Anhebung um 50 Basispunkte angesichts des Inflationsausblicks. Im Moment denke ich nicht, dass sich dieser Ausblick grundlegend geändert hat." Die EZB sei dazu übergegangen, von Sitzung zu Sitzung auf Basis hereinkommender Daten zu entscheiden. "Wenn ich mir die jüngsten Daten anschaue, würde ich sagen, dass die Sorgen, die wir im Juli hatten, nicht zerstreut wurden." Die nächste EZB-Zinssitzung ist für den 8. September geplant.

ehr mit Material von Reuters