Normalerweise sind Zinsschritte von etwa 0,25 Prozentpunkte bei einer Fed-Sitzung das normale Maß. Doch normal ist in diesen Zeiten wenig. Weil die Inflation in den USA mit 8,6 Prozent davongaloppiert, muss die Fed nun hinterherhecheln. Am Mittwochabend deutscher Zeit verkündete Chef Herome Powell den größten Sprung seit 1994: Die Leitzinsen in den USA werden auf einen Schlag um 0,75 Prozentpunkte auf eine Spanne von 1,50 bis 1,75 Prozent angehoben.

Weil der Markt dies aber wegen der hohen Inflationsdaten bereits eingepreist hatte, kam es direkt nach der Neuigkeit zu keinen weiteren Verwerfungen. Diese hatte es schließlich schon zu Beginn der Woche gegeben. Auf breiter Front fielen die Kurse, die Anleihenkurse spielten ebenfalls verrückt und der Dollar erklomm immer neue Höhen.

Die Kurse nach dem Fed-Entscheid


Auch wegen dieser Kapriolen hatte die europäische Zentralbank EZB am Mittwoch zu einer außerordentlichen Sitzung geladen. Denn während die Amerikaner ihre Zinsen erhöhen und somit den Dollar attraktiver machen, weil Anleger in den USA bei risikoärmeren Anlagen höhere Zinsen bekommen, wird der Euro immer schwächer - doch wegen taumelnder Anleihen könnte auch wieder eine Schuldenkrise aufflammen. Die Eurozone dürfte aktuell als der große wirtschaftliche Verlierer dastehen. Die kommenden Wochen werden zeigen, wohin die Reise geht.

Die großen US-Indizes reagierten auf die Zinserhöhung der Fed freundlich. Unmittelbar nach dem Zinsschritt notiert der Dow Jones mit 0,2 Prozent im Plus, der S&P 500 mit etwa 0,4 Prozent und die Nasdaq 100 sogar mit 1,0 Prozent. Doch die Volatilität ist recht hoch, sodass sich diese Werte innerhalb von Minuten komplett ändern können. Anleger warten die ersten Stunden nach der Verkündung vorerst ab und schauen, wie sich die Märkte sortieren. In den kommenden Tagen dürfte insbesondere der Euro-Dollar-Kurs sowie die Maßnahmen der EZB für Anleger interessant werden.

Der Ausblick der Fed


Den Sommer über dürften die Märkte weiter unter Druck stehen. Denn die Fed kündigte an, die Zinsen bis zum Jahresende bei etwa 3,4 Prozent haben zu wollen. Dieser Wert sei wichtig für die Bekämpfung der Inflation. Steigende Zinsen machen Aktien etwas unattraktiver, weswegen die Märkte weiter taumeln könnten. Allerdings sind viele Märkte und Anlageklassen bereits überverkauft, sodass es in den nächsten Tagen durchaus mal eine kleine Erholungsrallye geben könnte. Diese dürfte aber noch nicht das Ende der Talfahrt bedeuten. Die Volatilität dürfte zumindest den Sommer über hoch bleiben.