Unter dem Strich schuf die Privatwirtschaft 571.000 neue Stellen. Von Reuters befragte Experten hatten lediglich 400.000 erwartet. Die Finanzmärkte rechnen damit, dass die Währungshüter am Abend (19.00 MEZ) den Startschuss für ein Herunterfahren ihrer Anleihekäufe geben dürften.

Derzeit erwerben sie pro Monat für 120 Milliarden Dollar Wertpapiere, um die pandemiegeschädigte Wirtschaft anzuschieben. Sie haben unter anderem weitere substanzielle Fortschritte auf dem Weg zu einer Rückkehr zur Vollbeschäftigung zur Voraussetzung für den Einstieg in eine weniger expansive Geldpolitik gemacht.

Für die ultra-lockere Linie als Antwort auf die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen bestehe jetzt schlicht keine Notwendigkeit mehr, meint Chefvolkswirt Thomas Gitzel von der Liechtensteiner VP Bank. Sowohl die Industrie als auch die Dienstleister haben die Krise weitgehend abgeschüttelt, wie jüngste Daten bestätigen.

Trotz anhaltender Materialengpässe konnte die US-Industrie ihr Neugeschäft im September sogar steigern. Die Aufträge legten um 0,2 Prozent zum Vormonat zu. Von Reuters befragte Ökonomen hatten lediglich mit einer Stagnation gerechnet, nach einem Anstieg von 1,0 Prozent im August. Trotz der anhaltenden Materialmisere hat die Industrie zudem im Oktober ihr hohes Wachstumstempo nahezu gehalten, geht aus der jüngsten Firmenumfrage des Institute for Supply Management (ISM) hervor.

Die Dienstleister haben im Oktober sogar noch mehr Fahrt aufgenommen. Der Einkaufsmanagerindex stieg von 61,9 Punkten im September auf nun 66,7 Zähler, wie aus der Firmen-Umfrage des ISM hervorgeht. Das Barometer signalisiert ab 50 ein Wachstum. Die Dienstleister stehen für mehr als zwei Drittel der US-Wirtschaftsleistung.

Ökonom Ralf Umlauf von der Helaba geht davon aus, dass die Signale aus dem Industrie- und Dienstleistungsbereich der Notenbank Argumente für einen Einstieg in eine weniger expansive Geldpolitik an die Hand geben werden: "Die Fed wird sich daher heute Abend in dem avisierten Plan bestätigt sehen, die Anleihekäufe zu reduzieren."

Diese im Fachjargon als Tapering bekannte Operation zum Herunterfahren der Anleihenkäufe markiert eine geldpolitische Trendwende, die an den Finanzmärkten bereits Spekulationen auf eine Zinserhöhung im nächsten Jahr auslöste. Fed-Chef Jerome Powell hatte diesen Erwartungen jüngst einen Dämpfer versetzt: Es sei zwar an der Zeit, die Anleihenkäufe zu verringern, aber nicht die Zinsen zu erhöhen. Dies wäre verfrüht, betonte er. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) stemmt sich derzeit gegen Zinsfantasien. EZB-Präsidentin Christine Lagarde erklärte, derzeit sei aller Voraussicht nach nicht mit einer Zinserhöhung im kommenden Jahr zu rechnen.

rtr