Kamen die Zahlen von Varta am Markt gut oder schlecht an? Eigentlich eine einfache Frage - der Blick auf den Kursverlauf der Varta-Aktie zeigt allerdings das Gegenteil: So ging es am Donnerstagmorgen zunächst fast drei nach unten, woraufhin die Aktie dann ins Plus drehte und zeitweise sogar mehr als sechs Prozent zulegte. Am späten Vormittag drehte die Aktie dann wieder und steht gegen Mittag rund ein Prozent im Minus.

Die Jahreszahlen des Konzerns seien gemischt, aber im Rahmen der Erwartungen ausgefallen, urteilten Händler am Morgen. Stärker im Fokus stand derweil der Ausblick, der unter Börsianern viel Klärungsbedarf mit sich brachte. Allgemein hieß es, die diesjährigen Ziele seien hinter den Erwartungen zurückgeblieben, vor allem was das bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes Ebitda) betreffe.

Gewinnrückgang für 2022 erwartet


So erwartet der Vorstand trotz steigender Erlöse im laufenden Jahr einen Gewinnrückgang. Analysten hatten im Schnitt mit einem Anstieg gerechnet. "Die derzeitige globale Lage durch die anhaltenden Folgen von Covid-19 und dem Ukraine-Krieg beeinflussen die Rohstoffpreise und Verfügbarkeit von Bauteilen bei unseren Kunden", sagte Finanzchef Armin Hessenberger bei der Bilanzvorlage am Donnerstag in Ellwangen. "Einfluss auf unser Geschäft können wir daher nicht ausschließen."

Konkret peilt Varta-Chef Herbert Schein für 2022 einen Umsatzanstieg auf 950 Millionen bis 1 Milliarde Euro an. Der operative Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereffekten (bereinigtes Ebitda) dürfte mit 260 bis 280 Millionen Euro jedoch unter den knapp 283 Millionen aus dem Vorjahr bleiben.

Schwaches erstes Quartal


Im ersten Quartal lahmte das Geschäft bereits. So rechnet Varta für die Monate Januar bis März mit einem Umsatz zwischen 180 und 190 Millionen Euro. Der bereinigte operative Gewinn soll 34 bis 39 Millionen Euro erreichen. Dabei spielen die anhaltenden Folgen der Corona-Pandemie und die Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die globalen Lieferketten und die steigenden Rohstoffpreise eine negative Rolle.

Dem Konzern zufolge liegen die trüberen Aussichten weniger an direkten Einflüssen aus der Krisenregion. Das Geschäft in Russland, Belarus und der Ukraine mache weniger als ein Prozent des Konzernumsatzes aus, heißt es im Geschäftsbericht. Dieser stamme ausschließlich aus Lieferverträgen: Varta betreibe in diesen Ländern keine eigenen Werke und habe dort auch keine Lieferanten. Der Anstieg der Kosten für Rohstoffe und Energie sei jedoch nicht abschätzbar - genauso wie die Frage, wie lange die höheren Preise anhalten.

Varta will die höheren Kosten zwar über Preiserhöhungen an seine Kunden weitergeben. Dies erfolge aber mit Verzögerung und hänge von der Konkurrenzlage am Markt ab, hieß es. Der Konzern stockt nun seine Vorräte an Rohstoffen auf, um für Unterbrechungen in seinen Lieferketten gewappnet zu sein. Dennoch könne es zu Unterbrechungen der Produktion kommen - und zu Belastungen beim Ergebnis, heißt es im Geschäftsbericht weiter. Außerdem nennt Varta die Corona-Pandemie und die anhaltende Knappheit bei Halbleitern als Gefahren.

"Historisches Ergebnis" in 2021


Mit Blick auf 2021 sprach Varta-Chef Schein hingegen von einem sehr guten Jahr. So habe der Konzern seinen Umsatz weiter gesteigert "und bei der Profitabilität ein historisches Ergebnis erzielt". Allerdings hatte das Management seine ursprüngliche Umsatzprognose von 940 Millionen auf rund 900 Millionen Euro kappen müssen, nachdem sich das Geschäft mit wiederaufladbaren Lithium-Ionen-Knopfzellen überraschend schwach entwickelt hatte.

Letztlich verdiente der Hersteller aber mehr als von Analysten erwartet. Während der Umsatz um knapp vier Prozent auf rund 903 Millionen Euro stieg, legte der Überschuss um fast ein Drittel auf 126 Millionen Euro zu. Vom Umsatz blieben vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Sondereffekten (bereinigtes Ebitda) 31,3 Prozent hängen und damit mehr als die zuletzt angekündigten rund 30 Prozent. Die Anteilseigner sollen eine unveränderte Dividende von 2,48 Euro je Aktie erhalten.

Einschätzung zur Varta-Aktie


Dass der Aktienkurs am Donnerstag zeitweise anzog, begründete ein Börsianer mit dem Dividendenvorschlag - und mit Eindeckungen von Spekulanten, die auf fallende Kurse gesetzt hätten.

Der Kurs der Varta-Aktie war zu Beginn der Woche unter Druck geraten, auch wegen Sorgen um die Nachfrage nach den AirPod-Kopfhöhrern von Apple, in denen die Batterien des Unternehmens stecken. Die Bank of America äußerte sich dazu aber am Vortag mildernd. Analyst Wamsi Mohan bekräftigte basierend auf eigenen Preisanalysen seine Ansicht, dass die Nachfrage vor allem nach dem iPhone von Apple stark bleibt.

Für die Varta-Aktie war es schon in den vergangenen Monaten nicht gut gelaufen. Seit dem Jahreswechsel hat das Papier rund ein Fünftel eingebüßt. Das Rekordhoch von 181,30 Euro von Anfang 2021 ist meilenweit entfernt. Im Vergleich zum Ausgabepreis vom Börsengang im Jahr 2017 hat sich der Wert der Aktie aber in etwa verfünffacht.

Varta will das Geschäft mit den Minibatterien für Kopfhörer ausbauen, die Produktion von Batterien für Elektroautos könnte weiteren Schub geben. Wir bleiben bei unserer Kaufempfehlung.

dpa-AFX/fh