Das überraschend schwache Wachstum des Batterie- und Akkuspezialisten Varta während des zweiten Quartals schickte die hoch bewertete Aktie zunächst auf eine rasante Talfahrt. Mit 193,3 Millionen Euro Erlös statt der von Analysten erwarteten 200 Millionen schaffte der Konzern aus Ellwangen in Baden-Württemberg einen bereinigten operativen Gewinn (Ebitda) von 52,4 Millionen Euro. Analysten hatten den Ertrag auf 56 Millionen Euro geschätzt. Bei- de Erwartungen wurden also enttäuscht. Varta-Lenker Herbert Schein bestätigte jedoch die Jahresziele: "Unsere Planungen gehen voll auf", sagte er und stellte damit für das zweite Halbjahr mehr Dynamik in Aussicht. Wohl auch deshalb zog der Aktienkurs nach dem deutlichen Rutsch wieder an.

Vartas Ebitda-Marge verbesserte sich im zweiten Quartal auf 27,1 Prozent von 26,2 Prozent im Vorjahr. Die Firma werde ihre Profitabilität, wie angekündigt, auch im Gesamtjahr erhöhen und eine operative Marge von rund 30 Prozent erreichen, so Schein. Damit wolle man "das sehr gute operative Ergebnis des Vorjahres" übertreffen. Mit 398 Millionen Euro Umsatz peilt der Konzern mehr als 112 Millionen Euro operativen Gewinn an. Mit der Ende Juni offiziell eröffneten Lithium-Ionen-Zellenfabrik in Nördlingen kann der Batterieentwickler nun bis zu 400 Millionen Zellen pro Jahr liefern. Die für das zweite Halbjahr avisierten Kundenaufträge liefen nun an, teilte Varta mit.

E-Auto-Projekt startet

Ende des Jahres soll in Ellwangen die Pilotproduktion der neuen, hochleistungsfähigen Lithium-Ionen-Rundzelle V4Drive für den Einsatz in Elektroautos starten. Für die Zelle, die in nur sechs Minuten voll geladen werden kann, gibt es mit Sportwagenbauer Porsche bereits einen Kunden. Den Auftrag hat Varta bestätigt, darüber, wie die Zellen exakt eingesetzt werden sollen, will der Hersteller mit Rücksicht auf den Kunden jedoch nichts sagen.

Bei der Vorstellung der Zelle im März wurde jedoch deutlich, dass der Energiespeicher in Elektrofahrzeugen voraussichtlich nicht als einzige Quelle für den Antrieb eingebaut wird, sondern als Booster, der auf Abruf zusätzliche Leistung zur Verfügung stellt. Infrage kommt das in Premium- und Sportfahrzeugen oder als Speicher für die Rekuperationsenergie in Hybridfahrzeugen.

Darüber hinaus sieht Varta den Einsatz der Zelle mittelfristig als Reichweitenverlängerer im Elektro-Lkw und als Optimierung von Brennstoffzellen. Das Plus der Zelle ist die sehr kurze Ladezeit.

Was Varta-Aktionäre im Juni vorübergehend verunsichert hat, war das von Porsche geplante Joint Venture mit der Tübinger Cellforce Group zur Herstellung von Hochleistungsbatteriezellen. Die ab 2024 produzierten Zellen sollen jedoch nur im Motorsport und eventuell in einer limitierten Anzahl von Porsches für die Straße eingesetzt werden. Damit sollten die Auswirkungen des Joint Ventures auf Vartas Geschäft gering sein. Zudem ist die Wachstumsfirma mit weiteren Kunden in Gespräch. Autokonzerne wollen ihr Batteriegeschäft nun zügig ausbauen.

Delle: Die Aussichten des Batterieentwicklers sind vielversprechend. Anleger sollten den Kursrutsch der teuren Aktie zum Einstieg nutzen.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 160,00 Euro
Stoppkurs: 98,00 Euro