Sie sind die neuen Favoriten der Börse: deutsche Techno­logiewerte. Im vergangenen Jahr gewann der TecDAX 41 Prozent - deutlich mehr als der DAX. Dieser Trend setzt sich Anfang 2014 fort. Während der Leitindex nach einer Korrektur seit Jahres anfang nur leicht im Plus liegt, notiert der TecDAX fast acht Prozent fester und visiert ein Allzeithoch an.

Dass die Kleinen die Großen schlagen können, ist an der Börse nicht ungewöhnlich. "Nebenwerte weisen in Hinblick auf Rentabilität, Profitabilität und Verschuldung oft bessere Werte auf als die großen Standardtitel", sagt Christoph Gebert, Fondsmanager bei M. M. Warburg. Auch im Techsegment gebe es viele in­habergeführte Firmen mit einem spezialisierten Geschäftsmodell. Das zahle sich langfristig aus.

Zudem sind die Zeiten, in denen der TecDAX von Solarwerten domi­niert wurde - die Rede war schon vom SolarDAX - vorbei. Vor fünf Jah­ren wurden Solarworld, Q-Cells oder Conergy erst gefeiert, nur um später umso tiefer zu fallen. Wie in der An­fangszeit des Technologieindex do­minieren heute Titel aus den Bereichen IT, Telekommunikation und Biotechnologie. Die eine oder ande­re Firma ist inzwischen auch in den Fokus internationaler Großkonzerne gerückt. Zeit, die Indexschwergewichte und die größten Gewinner der vergangenen Wochen (siehe Ta­belle) einer genauen Analyse zu unterziehen.

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Starke Branchen, starke Aktien

Als letzter Solarwert ist SMA Solar im Index verblieben. Die Aktie des Herstellers von Solarwechselrich­tern stieg seit Jahresbeginn um mehr als 50 Prozent. Die Citigroup rech­net damit, dass sich die Abschwung­phase der Branche dem Ende nä­hert. SMA-Chef Pierre­Pascal Urbon stimmte die Anleger bereits darauf ein, dass dieses Jahr die Trendwende gelingt. Von einer erneuten Solarrally ist der TecDAX aber weit ent­fernt. SMA spielt bei der Berechnung des Index kaum eine Rolle.

Bedeutender sind BB Biotech, Morphosys und Qiagen. Die Biotech­ branche profitiert von wichtigen Produktzulassungen, wegweisen­ den klinischen Studien und starken Geschäftszahlen. Zudem suchen große Pharmakonzerne händeringend nach neuen Wirkstoffen, um Ausfälle durch abgelaufene Patente auszugleichen. Das schürt Über­nahmefantasien. Erst im Dezember wurde der britische Pharmariese GlaxoSmithKline als möglicher In­teressent für Morphosys genannt.

Die Aktie knüpft bislang nahtlos an die starke Vorjahresentwicklung an. Das Unternehmen überzeugte zuletzt mit einer Reihe positiver Nachrichten. Im Herbst etwa verbuchte Morphosys eine hohe Mei­lensteinzahlung, und Firmenlenker Simon Moroney erhöhte die Progno­se. Künftig setzt er verstärkt auf die Entwicklung eigener Wirkstoffe. Aus diesem Bereich sind spannende Nachrichten zu erwarten.

Bewegung könnte auch in den Telekomsektor kommen. Die ge­plante Übernahme des Mobilfunk­anbieters E-Plus durch Telefónica Deutschland (O2) stößt bei den Wettbewerbshütern auf Bedenken. "Die Aufsichtsbehörden dürften einen Verkauf von Mobilfunkkunden­ beständen in Höhe von drei bis sechs Millionen anordnen", sagt Analyst Wolfgang Specht vom Bankhaus Lampe. Als potenzielle Profiteure sieht er Drillisch und mit Einschrän­kungen Freenet. Im Falle eines Ver­kaufsprozesses gebe es für beide geeignete Übernahmeziele. Zudem sei Drillisch selbst ein mögliches Akquisitionsziel. Und das Unternehmen sorgte erst kürzlich mit starken Quartalszahlen für Aufsehen.

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Wirecard setzt auf Asien

Auch Wirecard wird immer wieder als Übernahmekandidat gehandelt. Europas Nummer 1 in der Zahlungs­abwicklung für den Onlinehandel hat Asien als Wachstumsmarkt ins Visier genommen. Analysten pro­gnostizieren, dass das Unternehmen in vier Jahren bereits über 40 Pro­zent seiner Transaktionen in der Boomregion abwickelt. Zudem ver­fügt Wirecard in Deutschland und Großbritannien über Banklizenzen. Bei Visa, Mastercard oder Ebay dürfte diese Entwicklung nicht un­bemerkt bleiben. Ein möglicher Käufer müsste allerdings tief in die Ta­sche greifen. Wirecard bringt knapp vier Milliarden Euro auf die Waage.

Eine herausragende Performance erzielten in den vergangenen Wochen auch die Aktien der IT-Systemhäuser Cancom und Bechtle. Die An­ leger setzen bei beiden auf das Thema Cloud, also die Auslagerung von Daten und Softwaredienstleistungen ins Internet. Bechtle etwa beendete das vergangene Jahr mit neuen Bestmarken. "Die wichtigste Botschaft bleibt, dass Bechtle für künftiges ertragreiches Wachstum strategisch exzellent aufgestellt ist", sagt Firmenchef Thomas Olemotz. Die Experten des Hightechverbands Bitkom prognostizieren für den Zeit­raum 2013 bis 2015 eine Verdopp­lung der Cloud­Umsätze auf Firmen­ ebene in Deutschland.

Die deutschen Techaktien zählen also nicht ohne Grund zu den Favo­riten der Anleger. Im selben rasanten Tempo wie 2013 wird es aber wohl nicht weiter nach oben gehen. Viele Werte aus dem TecDAX sind nicht mehr billig. Dafür überzeugen viele Unternehmen mit guten Perspekti­ven und steigenden Gewinnen. Anlegern, denen ein Einzelinvestment zu risikoreich ist, greifen zu einem ETF (siehe Investor­Info)

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