Für Charttechniker liefert die Vonovia-Aktie derzeit einen Augenschmaus. Innerhalb von weniger als zwei Wochen wurden die Gewinne der ersten sieben Wochen ausradiert. Eigentlich ein negatives Zeichen, doch der Kurs drehte zuletzt exakt am Ausbruchsniveau bei rund 48 Euro. Damit bestätigte der Immobilienwert zugleich den langfristig unverändert intakten Aufwärtstrend. Während der DAX sowie mehr als die Hälfe der Indexmitglieder zuletzt unter ihren richtungsweisenden 200-Tage-Durchschnitt rutschten, drehte Vonovia bereits deutlich oberhalb wieder Richtung Norden (violette Linie im Chart).

Wir sehen somit eine anhaltende Relative Stärke, kombiniert mit charttechnischen Kaufsignalen. Solange der Kurs oberhalb von 48 Euro steht, ist jederzeit mit einer Erholung bis in die Rekordregion um 54 Euro zu rechnen. Fällt die Aktie stärker zurück, bleibt das Risiko dank der 200-Tage-Linie bei 47 Euro sowie einer massiven Nachkaufzone um 46 Euro dennoch gering.

DAX sieht nur die Rücklichter


Doch nicht nur für Trader ist der Wert spannend, auch Investoren mit einem längeren Anlagehorizont sollten hinschauen. Daten von Index Radar zufolge erzielten Anleger mit der Vonovia-Aktie seit 2015 eine Rendite von elf Prozent pro Jahr, verglichen mit weniger als zwei Prozent beim DAX. Zugleich ist der Gesamtmarkt deutlich schwankungsintensiver: Im Durchschnitt büßte der Leitindex bei Korrekturen rund zehn Prozent ein, Vonovia nur sieben Prozent.

Hebung verbleibender Synergien


Flankiert wird die Story von der operativen Entwicklung. Als größter deutscher Wohnimmobilienkonzern ist Vonovia breit aufgestellt: Neben der Vermietung von Bestandsimmobilien zählt auch deren Instandhaltung zum Geschäft. Energietische Sanierung und seniorengerechtes Wohnen sind Megathemen der Zukunft. Langfristig steigende Wohnimmobilienpreise sowie zugleich niedrige Zinsen bilden einen idealen Mix. Lediglich die steigenden Regulierungsrisiken in Deutschland sorgten in den vergangenen Monaten zeitweise für Molltöne.

Das Risiko bleibt aber überschaubar, in den vergangenen Jahren hat Vonovia bereits kräftig im Ausland expandiert und ist der größte Vermieter in Schweden. Das Wachstum verbessert zugleich die Finanzierungsbedingungen und eröffnet neue Synergien, die sich positiv auf das Ergebnis auswirken. So befeuerten bereits die Akquisitionen von BUWOG und Victoria Park das Ergebnis der ersten neun Monate 2019.

Kurzfristig rücken die Jahreszahlen am Donnerstag auf die Agenda. Die bisherigen Eckdaten sind klar: Avisiert wird für das FFO (operative Ergebnis) das obere Ende der prognostizierten Spanne von 1,165 bis 1,215 Mrd. Euro. Aktionäre werden an der erfreulichen Entwicklung beteiligt, die Dividende soll auf der Hauptversammlung im Mai um 0,13 auf 1,57 Euro je Aktie steigen. Entsprechend beträgt die Verzinsung gut drei Prozent. Für 2020 liegt die Messlatte bisher bei einem operativen Ergebnis von 1,275 bis 1,325 Mrd. Euro. Größere Überraschungen, gerade auf der Unterseite, sind kaum zu erwarten. Während Investoren bei vielen Unternehmen derzeit kaum abschätzen können, wie stark sich die Turbulenzen wegen des Corona-Virus auf die Geschäftsentwicklung auswirken, sollte dieser Risikofaktor bei Vonovia kaum eine Rolle spielen.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast bei n-tv und dem Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD). Bei BÖRSE ONLINE war er sechs Jahre Online-Koordinator und Redakteur mit den Schwerpunkten Nebenwerte Deutschland, Zertifikate und Technische Analyse. www.index-radar.de