Siegreich trat Herbert Diess vor die Kameras. Siegreich, weil es dem VW-Lenker mit Geschick gelungen war, seinen schärfsten Widersacher Bernd Osterloh ins Abseits zu komplimentieren. Der Ex-Gesamtbetriebsratschef ist nun hoch dotierter Personalvorstand der Nutzfahrzeugtochter Traton, und Diess hat seine ersehnte Verlängerung des Vorstandsmandats bis 2025.

Mit adäquater Dynamik präsentierte der 62-Jährige die neue Konzernstrategie namens "New Auto". Der Plan: Bis Ende des Jahrzehnts soll aus dem Ingenieurs- und Facharbeiterkonzern ein "softwaregetriebenes Mobilitätsunternehmen" werden, das den Branchenwandel durch Elektromobilität und Digitalisierung zu seinem Vortrieb nutzt. Der Wandel ist indes für den DAX-Wert ein Kraftakt: Rund die Hälfte der Investitionen bis 2025 von 150 Milliarden Euro fließen in Elektrifizierung und Digitalisierung.

Der Ex-BMW-Mann, der mitten in der Dieselkrise die Nachfolge von Martin Winterkorn antrat, will die Wolfsburger bei der E-Mobilität jetzt zügig an die Weltspitze führen. Schon 2025 soll der amtierende Marktführer Tesla überholt sein, 2030 soll der Anteil der Stromer am Gesamtabsatz von VW rund die Hälfte betragen. Und bis 2040 sollen nahezu alle Neuwagen aus dem Wolfsburger Markensortiment mit Strom betrieben werden.

Diess gibt auch wirtschaftlich sehr konkrete Ziele vor: Die Zielspanne für die operative Gewinnmarge des Konzerns für 2025 liegt zwischen acht und neun Prozent - bislang wurden sieben bis acht Prozent angepeilt. Zum Vergleich: 2020 hatte der Konzern 4,8 Prozent verdient, für das laufende Jahr sind fünf bis 6,5 Prozent im Visier.

Stromer werden günstiger

Finanzchef Arno Antlitz sieht die Wolfsburger im Plan, die Fixkosten bis 2023 um zehn Prozent zu senken. Chef Diess rechnet zudem damit, dass sich die Gewinnmargen im Verbrenner- und Elektrogeschäft schon in den nächsten zwei bis drei Jahren angleichen, da schärfere Abgasregeln herkömmlich angetriebene Autos verteuern, während Stromer von Skaleneffekten in Batterieherstellung und Softwareentwicklung profitieren. Eine neue Mechatronic-Plattform, die ab 2026 die Herstellung aller E-Mobile vereint, soll die Effizienz der Produktion weiter steigern.

VW peilt zudem neue Umsatzpotenziale mit Mobilitätssoftware an. Die Wolfsburger bauen ihr eigenes Betriebssystem aus, bis 2030 soll es in 60 Prozent aller Konzernfahrzeuge laufen. Neue Dienste wie Reichweiten- oder Leistungssteigerungen und zeitweises autonomes Fahren sollen branchenweit bis 2030 geschätzt 1,2 Billionen Euro Umsatz bringen. Der globale Mobilitätsmarkt wird sich demzufolge bis 2030 auf fünf Billionen Euro verdoppeln.

Die Marken werden neu gruppiert. VW, Seat und Skoda bilden die Volumengruppe, flankiert von der Premiumgruppe um Audi. Porsche, 2020 mit 15,4 Prozent Rendite einsame Spitze, fährt in einer "eigenen Liga" und, so Diess, 2030 schon zu 80 Prozent elektrisch.

Rendite: Der Konzern will Skaleneffekte nutzen und die Margen deutlich steigern. Gute Chancen auf E-mobile Weltmarktspitze.

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