Auch für Warren Buffett läuft nicht immer alles nach Plan. In den vergangenen Jahren hat der Starinvestor bei manchen seiner Investments kein glückliches Händchen bewiesen. Speziell beim Lebensmittelkonzern Kraft Heinz tappte er ins Fettnäpfchen.

Denn der gemeinsam mit der Investmentgesellschaft 3G initiierte Zusammenschluss der beiden Lebensmittelriesen Heinz und Kraft vor knapp fünf Jahren ist der bis dato größte Flop unter Buffetts ansonsten beeindruckenden Börsendeals. Die Aktie hat seit der Fusion gut 70 Prozent an Wert verloren.

Das Kalkül war, Kosten zu sparen und das Potenzial der Marken beider Firmen zu heben. Doch das Gegenteil trat ein: 3G-Chef Jorge Paulo Lemann räumte ein, dass sie die Strahlkraft von Kraft-Ketchup und Philadelphia-Käse überschätzt hätten. Immer mehr Konsumenten wollen regionale Produkte statt prozessierte Lebensmittel. Darunter leidet Kraft Heinz. Der Konzern hat bisher wenig in diese neue Welt investiert.

Teurer Fehler.

Buffett kündigte an, dass er keine Aufstockung seiner Anteile beim Ketchup-Riesen anstrebe. Das ist unüblich für den Investor, der gern an seinen Positionen wie zuletzt an Apple schraubt. "Ich habe einen Fehler gemacht und zu viel bezahlt", gestand er ein, nachdem die Firma im vorigen Jahr Milliarden auf ihre Markenwerte abschreiben musste.

Beim Blick in die Bilanz zeigen sich die Ausmaße. Weil Buffetts Anlagegesellschaft Berkshire Hathaway mehr als 25 Prozent an dem Lebensmittelriesen hält und damit eine Kontrollmacht ausübt, muss die Firma ihren Anteil nach dem testierten Nettowert ausweisen. In den Berkshire-Büchern stehen so für die Kraft-Heinz-Aktien umgerechnet rund 12,5 Milliarden Euro. An der Börse war das Paket zum Jahresende 2019 aber nur noch 9,5 Milliarden Euro wert. Ändert sich das nicht, drohen weitere Wertberichtigungen in Milliardenhöhe. Schon im Jahr zuvor hatte Buffett 2,5 Milliarden Euro auf den Ketchup-Riesen abschreiben müssen.

Aber auch operativ lief es bei Berkshire nicht rund. Die Firma betreibt eine Vielzahl von Geschäften. Das größte wird von der Eisenbahntochter Burlington Northern Santa Fe (BNSF) geführt. Berkshire ist außerdem ein großer Stromproduzent und Energieversorger. Dazu kommen Beteiligungen an Firmen aus produzierender Industrie, Service und Handel.

Zu den wichtigsten Aktivitäten zählen die Versicherungen. Eine Reihe von Töchtern im Erst- und im Rückversicherungsgeschäft schließt Policen ab und lässt das eingezahlte Kapital arbeiten. Während das Anlageergebnis stimmte, war das Neugeschäft 2019 eine Katastrophe. Der Gewinn aus den Neuabschlüssen brach auf ein Fünftel ein. Auch wenn sich die anderen Geschäftsfelder des Konglomerats als stabil erwiesen und der Gewinn der Eisenbahner sogar um sechs Prozent anstieg: Die schwachen Versicherungen sorgten dafür, dass der operative Gewinn von Berkshire Hathaway um drei Prozent auf 22,5 Milliarden Euro schrumpfte.

Bei den Investments blieb Buffett ebenfalls unter den Möglichkeiten. Zwar bilanzierte sein Konzern einen Ertrag aus Wertpapiergewinnen von 51 Milliarden Euro. Doch vom "Orakel von Omaha", das seinen Spitznamen seinem Spürsinn für lukrative Anlagen verdankt, erwartet der Markt mehr. Schließlich war 2019 eines der besten Jahre an der Börse.

Schwächer als der Index.

Doch die Aktie von Buffetts Firma schnitt mit einem Kursplus von elf Prozent das erste Mal seit 2015 wieder schlechter ab als der S & P 500, der um 32 Prozent zulegen konnte. Das hat viel mit Buffetts Beteiligungen zu tun, die in Berkshire Hathaway gebündelt sind. Das sind Pakete von börsennotierten Großkonzernen, die Buffett in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten zusammengekauft hat.

Sein Aktienuniversum ist vor allem auf Wert getrimmt. Das heißt, Buffett bevorzugt Kandidaten, die stabil wachsen, solide finanziert sind und ordentliche Dividenden abwerfen, während andere Titel vor allem durch ihr Wachstumspotenzial Anleger locken. Zu den 15 größten Aktienpositionen zählten zum Ende des Jahres neun Finanzwerte, darunter Visa, American Express und Goldmann Sachs, drei Fluggesellschaften, außerdem die Werbeagentur Charter, der Getränkeriese Coca-Cola und Apple - alle aus den Vereinigten Staaten. Riesige Kurssprünge waren mit vielen von ihnen zumindest im Vergleich zu den sonst boomenden US-Börsen im vergangenen Jahr nicht drin. Technologieaktien wären da die weit bessere Wahl gewesen. So legten die Titel an der Technologiebörse Nasdaq im Jahresverlauf knapp 40 Prozent zu. Der auf Industrie- und Standardtitel fokussierte Dow Jones Index kletterte dagegen "nur" um gut 23 Prozent.

Erst zögerlich hat der Starinvestor die Bedeutung neuer Technologien erkannt und - typisch Buffett - mit Apple in das größte Tech-Unternehmen der Welt investiert. Zum Ende des Jahres hielt Berkshire Hathaway 5,7 Prozent an der Firma aus Cupertino. Für Buffett ist das aber vor allem seinem Value-Ansatz geschuldet. Eine gute Marktstellung, hohe Renditen und eine kontinuierliche Gewinnentwicklung: Diese Wertkriterien erfüllt Apple zweifellos. Doch mehr Technologie sucht man beim 89-Jährigen, dessen Vermögen das Magazin " Forbes" auf rund 80 Milliarden Euro schätzt, vergebens.

Dazu kommt ein weiteres "Problem". Berkshire Hathaway sitzt auf einem gigantischen Berg an Bargeld. Inklusive kurzfristiger Staatsanleihen summierte sich die Liquidität zum Jahresende auf mehr als 115 Milliarden Euro. Früher hat Buffett das Geld in neue Firmen gesteckt. Jetzt findet er offenbar keine geeigneten Unternehmen. Aktionäre warten schon lange auf die nächste Übernahme. Da Buffett aber vor allem nach unterbewerteten Kandidaten sucht und nach Kraft Heinz womöglich den nächsten Flop fürchtet, zeigt er sich zurückhaltend. Stattdessen kehrt er Geld über Aktienrückkäufe an die Anleger aus. Im letzten Quartal 2019 waren das allein rund zwei Milliarden Euro.

Doch turbulente Börsenzeiten wie derzeit könnten dem Altmeister der Aktienanlage in die Karten spielen. Denn wenn die Volatilität hoch ist, sind Wachstumsaktien weniger gefragt. Diese haben in anhaltenden Aufwärtstrends Momentum und sind dann deutlich attraktiver gegenüber den "werthaltigen" Aktien, wie sie Buffett bevorzugt. Geht es an den Börsen hingegen auf und ab, halten sich jene oft vergleichsweise gut, und die Wachstumstitel stürzen ab. Außerdem belohnen sie Anleger zumeist mit attraktiven Dividenden. Allein seine zehn größten Positionen spülten Buffett im vergangenen Jahr rund 3,5 Milliarden Euro an Ausschüttungen in die Kasse.

Wer kommt nach Buffett?

Er könnte außerdem Kurseinbrüche nutzen, um neue Positionen günstig aufzubauen. Das hat er in früheren Crash-Zeiten auch schon getan. Da es bis zum richtigen Zeitpunkt aber noch dauern kann, ergibt sich die Frage nach seiner Nachfolge. Buffett selbst weiß, dass er und sein Partner Charlie Munger früher oder später abtreten müssen. Munger ist in diesem Jahr schon 96 Jahre alt geworden, Buffett wird Ende August 90. "Aber die Berkshire- Anleger müssen sich keine Sorgen machen", versichert er seinen Aktionären in einem Brief. "Ihre Firma ist zu 100 Prozent auf unseren Abschied vorbereitet." Es stünden fähige und hingebungsvolle Topmanager in dem Unternehmen bereit. Die Berkshire-Manager Ajit Jain und Greg Abel gelten als Favoriten für die Nachfolge.

Außerdem haben Buffett und Munger Regelungen für ihre Aktien getroffen. Er werde zum einen zu seinen Lebzeiten keine Aktien verkaufen, versichert Buffett. Für seinen Tod habe er zum anderen verfügt, dass seine Berkshire-A-Aktien nach einer Umwandlung in die liquideren B-Aktien an Stiftungen weitergegeben werden, die diese dann verkaufen können. Das soll nicht auf einen Schlag geschehen, sondern über 15 Jahre gestreckt sein. Die Zeit könnte nützlich sein. Denn bis dahin hat sich vielleicht auch der Kraft-Heinz-Deal doch noch als gute Idee erwiesen.

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American Express


Die Firma zählt zu den größten Anbietern von Kreditkarten und Reiseangeboten mit Schwerpunkt USA. Daneben vermittelt das Geldhaus mit seinen verschiedenen Karten eine Vielzahl von Services mit Bonusprogrammen. Das kommt in Zeiten wachsenden bargeldlosen Zahlungsverkehrs beim Konsumenten gut an. Amex, so der Name des Konzerns im Volksmund, hat zudem unzählige Firmenkunden. So kann das Unternehmen relativ hohe Verkäufergebühren durchsetzen. Die Umsätze und das Kreditvolumen steigen seit Jahren. Die Kreditausfälle liegen im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Mit dem wachsenden Kreditkarteneinsatz steigen auch die Gewinne.

Für 2020 rechnet Amex mit einem Ergebnis im Rahmen von 8,85 bis 9,25 Dollar je Anteilschein. 2019 waren es 8,20 Dollar. Solange die Amerikaner fleißig einkaufen und mit Karte zahlen, bleiben die Papiere attraktiv.

Apple


Mit dem Einstieg bei Apple vor zwei Jahren hat Warren Buffett viele überrascht. Doch mittlerweile ist das 5,7-Prozent-Paket sein wertvollstes Einzelinvestment und auch das, das am meisten Dividende abwirft. Noch im vierten Quartal hat Buffett kräftig zugekauft. Die Rechnung geht auf. Auch wenn Apple 2019 wegen einer schwächeren Nachfrage für Smartphones beim Umsatz und Gewinn Einbußen verzeichnete, stieg die Aktie im Februar auf ein Rekordhoch.

Anleger freuen sich nicht nur, dass der Absatz von Tablet- Computern wieder gestiegen ist, sondern vor allem über den Erfolg alternativer Produkte wie Uhren und Kopfhörer sowie Services wie den Musikdienst iTunes. So stellt Apple sein Geschäft auf immer mehr Standbeine. Aktionäre profitierten 2019 von Aktienrückkäufen in Höhe von rund 60 Milliarden Euro und Dividenden von rund 13 Milliarden Euro. Die Aussichten bleiben gut.

Berkshire Hathaway


Eine Firma wie Berkshire Hathaway gibt es nicht noch einmal. Sehr sichere Aktienpositionen und ein breites Beteiligungsportfolio, zusammengestellt von Warren Buffett. Die Aktie hat sich zwar jüngst wegen der eher konservativen Firmenphilosophie und missglückter Deals schlechter entwickelt als der Gesamtmarkt. Dennoch bleibt die Firma nicht nur hoch profitabel, sie hortet auch jede Menge Cash: Ende 2019 waren es 115 Milliarden Euro. Das könnte der Aktie Auftrieb geben, wenn Buffett wieder Milliarden an seine Aktionäre auskehrt.

Die Titel sind langfristig vor allem interessant wegen der Anteile an Schwergewichten wie Apple und Coca-Cola. Wenn diese auch künftig hohe Gewinne abwerfen, die sie zum Beispiel in Aktienrückkaufprogramme investieren, vergrößert sich die Beteiligung Berkshires quasi automatisch. Und damit auch der Anteil am Gewinn und an den Dividenden.

Kraft Heinz


Mit Marken wie Philadelphia, Planters und Miracel Whip zählt Kraft Heinz zwar immer noch zu den größten Lebensmittelherstellern der Welt, ist aber längst nicht mehr in aller Munde. Denn viele Konsumenten ziehen regionale und Bioprodukte Industrienahrungsmitteln vor. Nach einem verheerenden Jahr 2018 konnte die Firma 2019 immerhin wieder schwarze Zahlen schreiben. Doch im vierten Quartal waren Umsätze und Gewinne erneut rückläufig. Vorstandschef Miguel Patricio hat die Aktionäre auf einen steinigen Weg vorbereitet.

Mit seinen starken Marken hat der Ketchup-Riese prinzipiell aber gute Chancen, langfristig wieder Gewinne zu machen, zumal bereits Milliarden abgeschrieben wurden. Nach einem Kurseinbruch von 70 Prozent ist die Firma bei allem Risiko ein potenzieller Turnaround-Kandidat. Dazu zahlt Kraft Heinz mit einer Rendite von sechs Prozent eine attraktive Dividende.