Zehn Jahre nach der Insolvenz des US-Unternehmens Polaroid sind Sofortbildkameras wieder gefragt. Um stramme 40 Prozent wuchs das Segment allein in Deutschland im vergangenen Jahr. Das zeigt: Wenn Unternehmen neue alte Trends erfolgreich aufgreifen, winkt hohes Absatzpotenzial.

Immer wichtiger wird es für Konsumgüterhersteller auch, welchen Stellenwert ihre Produkte im Zweitmarkt genießen. Denn dort werden für sogenannte Vintage-Produkte - seien es Handtaschen, Uhren oder Turnschuhe aus limitierter Kollektion - teils höhere Preise als für neue Artikel bezahlt.

Moritz Rehmann, Manager des Aktienfonds Gamax Junior, beobachtet diese Trends und sagt, inwiefern sie ihm bei der Unternehmensauswahl helfen.

€uro am Sonntag: Herr ­Rehmann, ob Vinylplatten oder Sofortbildkameras - Retro ist angesagt bei der jüngeren Generation. Wie ist das zu erklären?
Moritz Rehmann: Immer wenn sich Prozesse stark beschleunigen und auch unseren Alltag verändern, neigen wir zum Rückgriff auf Altbewährtes. Das bietet uns gewissermaßen einen Anker, um mit dem sich wandelnden Umfeld zurechtzukommen.

Was heißt das konkret?
Nehmen Sie nur die zunehmende Digitalisierung der Medien: Inzwischen ist es ja üblich, seine Musik nur noch zu streamen oder auf dem MP3-Player zu hören. Doch damit wird die ganze Sache auch beliebig und zum schnellen Konsum. Wenn ich mir dagegen eine Schallplatte kaufe, entscheide ich mich wieder für den bewussten Musikgenuss.

Der Rückgriff auf Altbewährtes zeigt sich auch bei sogenannten Vintage-Produkten. Wo sehen Sie dort einen starken Trend?
Im Uhrenmarkt. Dort gibt es die ersten großen Hersteller, die Läden aufgemacht haben, in denen sie gebrauchte Modelle ankaufen, wieder aufarbeiten und dann verkaufen. Damit versuchen sie, selbst wieder in den Reseller-Markt zu kommen. Dort gibt es mittlerweile einige große Internetplattformen wie Chrono24. Die haben beispielsweise 2018 ihr Handelsvolumen um 30 Prozent gesteigert. Die Uhrenhersteller merken, dass das Geschäft deutlich über das hinausgeht, was es früher in Klein-klein war. Daran möchten sie jetzt selbst partizipieren.

Können Sie das im Fonds schon in Anlagechancen ummünzen?
Nein, dazu ist dieser Geschäftszweig bei den Uhrenherstellern noch zu unbedeutend. Aber man erkennt eines: Mittlerweile ist der Zweitmarkt so groß, dass sich auch die Hersteller selbst damit beschäftigen müssen.

Und wie hilft Ihnen ein Trend wie dieser bei der Auswahl ­eines Unternehmens?
Wenn wir Hersteller sehen, bei denen der Zweitmarkt sehr gut funktioniert und die Leute die Produkte auch noch gebraucht kaufen, ist das ein gutes Indiz dafür, dass die Artikel auch im Erstmarkt stark gefragt sind. Wir erkennen dann einfach, dass das Unternehmen in der Markenbildung einen guten Job macht. Deshalb ist es durchaus sinnvoll zu beobachten, wie sich der Zweitmarkt und wie sich Vintage-Artikel in diesem Bereich weiterentwickeln.

Wie unterscheidet sich der ­Gamax Junior denn generell von anderen Fonds, die in ­Konsumtitel investieren?
Wir schauen sehr genau, ob ein Unternehmen Marken und Produkte hat, die sich bei jungen Menschen gut verkaufen. Denn die Überlegung ist, dass solch ein Unternehmen den Konsumenten länger behält, wenn es ihn in jungen Jahren abholt. Das ist effizienter, als ihn später teuer von einer anderen Marke wieder abzuwerben.

Fazit: Der Aktienfonds hat sich auf Unternehmen fokussiert, deren Produkte speziell bei der jüngeren Generation gut ankommen. Er wird im Hause DJE (Dr. Jens Ehrhardt) gemanagt.
ISIN: LU0073103748