Während der Dollarindex auf den niedrigsten Stand seit drei Jahren abgerutscht ist, hat sich im Gegenzug der Euro gegenüber dem Dollar auf den höchsten Stand seit fast vier Jahren verteuert. Dies sollten Anleger nun bei Zinsen, Aktien und ETFs beachten.
Eine zentrale Ursache für die derzeitige Dollarschwäche stellt sicherlich das nachlassende Vertrauen in die US-Wirtschaft und in die US-Politik dar, wobei das von Donald Trump ausgelöste Zollchaos und die damit verbundenen Inflationssorgen zu verstärkten Dollarverkäufen geführt haben. Während die EZB im Juni ihre achte Zinssenkung in Folge verkündet hat, kommt die US-Notenbank Fed auf lediglich drei Zinsreduktionen. Dass sich der Euro trotz der massiven Zinssenkungen besser entwickelt hat, wirft kein gutes Licht auf die USA.
Immer mehr renommierte Finanzexperten äußern inzwischen Zweifel an der langfristigen Schuldentragfähigkeit der Vereinigten Staaten. Zu den prominenten Stimmen zählen der Harvard-Ökonom Ken Rogoff, Jamie Dimon (CEO von JPMorgan Chase) und Ray Dalio (US-Hedgefondsmanager). Sie teilen die Einschätzung, dass die US-Staatsverschuldung ohne grundlegende fiskalpolitische Reformen mittelfristig ein systemisches Risiko darstellen könnte. Bereits im vergangenen Jahr überstiegen die amerikanischen Zinsausgaben erstmals die Marke von einer Billion US-Dollar – ein neuer Rekord. Derzeit gibt es kaum Anzeichen dafür, dass das Vertrauen internationaler Anleger in die finanzielle Stabilität der USA wieder deutlich zunimmt.
Auswirkungen auf Zinsen, Aktien und ETFs
Zinsen: Ein schwächerer Dollar führt bei den ausländischen Besitzern von US-Staatsanleihen zu Wertminderungen und damit zu Einbußen bei der Rendite. Außerdem führt dies – übergeordnet betrachtet – auch zu einer nachlassenden Attraktivität dieser Anlageklasse. Sollte bei US-Bonds weiterer Verkaufsdruck aufkommen, dürfte es – insbesondere im Falle steigender Zinsen – für die USA immer schwieriger werden, auslaufende Anleihen zu refinanzieren. Nach dem Mitte Mai erfolgten Downgrade durch Moody`s verweigern mittlerweile die wichtigsten drei Ratingagenturen den USA die Bestnote „Triple A“, was ins gegenwärtig negative Marktsentiment des Dollars passt.
Licht und Schatten an den Finanzmärkten
Aktien: Ein fallender Dollar hat für US-Konzerne zwei Seiten: Einerseits verbessert sich die Wettbewerbsfähigkeit von Exportgütern – was vor allem großen Konzernen mit internationalem Geschäft zugutekommt. Andererseits steigen die Importkosten, was bei margenschwachen Branchen zu Problemen führen kann. Besonders profitieren könnten Technologiewerte und Industrieaktien mit starkem Auslandsgeschäft. Europäische Käufer von US-Aktien sollten jedoch unbedingt im Hinterkopf behalten, dass sich ein schwacher Dollar stets die Aktienperformance belastet. Für europäische Aktien wirkt sich eine Dollarschwäche vor allem bei exportorientierten Unternehmen negativ aus. Sollte Trump weiterhin mit Zöllen drohen oder bestehende gar erhöhen, gäbe es höchstwahrscheinlich auf beiden Seiten des Atlantiks mehr Verlierer als Gewinner.
ETFs: Während bei Aktien-ETFs in Abhängigkeit von der Herkunft der Aktien währungsbedingte Verbesserungen oder Verschlechterungen der Performance eintreten können, bieten sogenannte ETNs die Chance von Zins- oder Währungsentwicklungen zu profitieren. Deren Vorhersage gilt aufgrund der zahlreichen Unsicherheitsfaktoren allerdings als extrem schwierig. In der aktuellen Marktlage, die von Kriegen und Krisen gekennzeichnet ist, könnten ETCs auf Gold wertvolle Dienste als Stabilitätsanker in stürmischen Zeiten erweisen. Für Privatanleger bieten sich hier zwei Exemplare an: Xetra-Gold (ISIN: DE000A0S9GB0) oder EUWAX Gold II (ISIN: DE000EWG2LD7).
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