BÖRSE ONLINE: Das furiose Bitcoin-Comeback ist gerade ein heißes Thema. Ihre Einschätzung?


Dirk Müller: Nach meiner Einschätzung hängt der plötzliche Kurssprung beim Bitcoin wesentlich mit der Zuspitzung des Handelskriegs zwischen den USA und China zusammen. Für viele Chinesen sind Kryptos die einzige Möglichkeit, Geld aus dem Land zu transferieren. Die Zuspitzung des Handelskriegs ist eine extreme Bedrohung für die wirtschaftliche Stabilität Chinas, die Kapitalflucht nimmt zu. Mit einer Neubewertung hat das wenig zu tun, dennoch kann diese Entwicklung ­anhalten und zu weiteren unkalkulierbaren und großen Bewegungen der Kryptos führen. Ein Traum für Zocker, ein Albtraum für Investoren.

US-Präsident Trump hat den Handelskonflikt mit China weiter verschärft. Ist die Jahresanfangsrally damit zu Ende?


Der Handelskrieg nimmt genau die von mir erwartete Entwicklung. Es wäre ein geostrategisches Wunder, wenn die USA China wieder vom Haken ließen. Es geht nicht um Geld, sondern um die Weltmacht. Die Amerikaner haben kein Interesse daran, auf "unentschieden" zu spielen. Die Lage wird sich weiter zuspitzen.

Welchen Einfluss hat die bevorstehende Europawahl auf die Märkte?

Bezüglich der Börsen ist sie ein weitgehender No-Event. Noch immer entscheiden die großen US-Investoren auch international, wohin die Kapitalströme fließen. Ich könnte mir vor­stellen, dass die wenigsten überhaupt wissen, dass Wahlen stattfinden.