Dieser Tage fiel mir wieder mal ein sogenannter Kuxschein der Gewerkschaft Burbach aus dem Jahr 1923 in die Hände. Den hatte ich geerbt, und 1975 wurde er auf meinen Namen umgeschrieben. Hat solch ein Schein heute noch einen Wert?

€uro am Sonntag:

Kuxe oder Kuxscheine waren Anteile an Bergwerksgesellschaften, sogenannten Gewerkschaften, die - anders als Aktien - zubußepflichtig waren. Das heißt: Kux-Inhaber waren im Verhältnis ihrer Anteile an der Gewerkschaft bei Kapitalbedarf nachschusspflichtig.

Die Gewerkschaft Burbach beziehungsweise die aus ihr 1928 hervorgegangene Burbach-Kaliwerke AG gehörte nach dem Ersten Weltkrieg zu den großen deutschen Kaliunternehmen. Während der Weltwirtschaftskrise geriet der Konzern in finanzielle Schwierigkeiten, die es dem Wettbewerber Wintershall AG ermöglichten, Anteile zu erwerben und den Zugang zum Unternehmen schrittweise auszubauen. Dies führte 1955 zum ­Abschluss eines Organschaftsvertrags zwischen Wintershall und Burbach-Kaliwerke. Das heißt: Letztere wurden ungeachtet ihrer aktienrechtlichen Selbstständigkeit vollständig in Wintershall eingegliedert. 1988 ging schließlich auch die Aktienmehrheit auf Wintershall über. 1989 erlosch die Burbach-Kaliwerke AG. Die Kali-Sparte von Wintershall ging mittlerweile im heutigen Bergbau- und Düngemittelkonzern K + S auf.

Der Kuxschein hat nur noch Sammlerwert, das erklärte ein Sprecher von K + S gegenüber €uro am Sonntag. Und dieser Wert dürfte - wenn überhaupt - im niedrigen zweistelligen Eurobereich liegen. Mit anderen Worten: Der ideelle Wert des Scheins ist wahrscheinlich deutlich höher als der materielle. Denn immerhin halten Sie mit ihm ein Papier in der Hand, das ein Dokument der Wirtschaftsgeschichte aus der Zeit des "deutschen Gold­rauschs" ist, des Runs auf Kalisalz.