Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Unternehmen hat sich im Juli überraschend aufgehellt. Das Barometer für das Geschäftsklima stieg auf 108,0 Zähler von 107,5 Punkten, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag zu seiner Manager-Umfrage mitteilte. "Die vorläufige Entspannung bei der Griechenland-Frage trägt zur Stimmungsaufhellung in der deutschen Wirtschaft bei", sagte Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn. Von Reuters befragte Ökonomen hatten mit einem Rückgang auf 107,2 Zähler gerechnet. Hier die ersten Reaktionen.

THOMAS GITZEL, VP BANK LIECHTENSTEIN:



"Manchmal kann der Ifo-Geschäftsklimaindex richtig überraschen. Heute ist so ein Tag. Da sind einerseits die Börsenturbulenzen in China. Andererseits klagen die deutschen Autobauer über Absatzschwierigkeiten in China und auch der Verband der Maschinen- und Anlagenbauer sprach zuletzt von einem labilen Umfeld. Und trotz dieser Meldungen legt das wichtigste deutschen Konjunkturbarometer zu. Selbst was die weiteren Wirtschaftsaussichten anbelangt, sind die Unternehmen etwas zuversichtlicher als noch im Monat zuvor. Die Firmen dürften sich vor allem über die stabilere wirtschaftliche Entwicklung in der Euro-Zone und über die starke Binnenwirtschaft freuen. Es scheint also so, dass die deutsche Volkswirtschaft selbst widrige Umstände derzeit meistern kann."



ANDREAS SCHEUERLE, DEKABANK:



"Die Stimmungseintrübung der deutschen Unternehmen in den letzten Monaten war nicht ökonomisch, sondern politisch bedingt - die Griechenland-Krise lastete auf dem Ifo-Geschäftsklima. Dies überschattete die weiterhin guten Rahmenbedingungen wie den geringeren Euro-Kurs, geringe Energiepreise und starke Binnen-Nachfrage. Die Einigung mit Griechenland auf ein neues Rettungspaket war die entscheidende Wende - Hilfe für Griechenland, ohne Selbstaufgabe der Prinzipien der Währungsunion. Nun können sich die Unternehmen wieder auf die erfreuliche ökonomische Gegenwart konzentrieren."



JÖRG ZEUNER, KFW-CHEFVOLKSWIRT:



"Die nach zwei Rückgängen nacheinander wieder bessere Stimmung in den deutschen Firmen ist eine weitere gute Nachricht, nachdem sich auch der Reformstreit mit Griechenland zuletzt etwas entspannt hat. Die Aufnahme von Verhandlungen für ein drittes Finanzierungsprogramm bietet die Chance, endlich zu einer tragfähigen Lösung zu kommen. Ansonsten sind echte konjunkturelle Neuigkeiten zurzeit Mangelware: Die Binnenkonjunktur läuft gut - aber es gibt keine zusätzlichen Impulse; Weltwirtschaft und Welthandel entwickeln sich unspektakulär; und Europa bleibt auf dem sich schon seit einiger Zeit abzeichnenden, moderaten Erholungskurs. Unter dem Strich bin ich zuversichtlich, dass wir in Deutschland in diesem Jahr ein ordentliches Wachstum von rund 1,5 Prozent sehen werden."



VIOLA JULIEN, HELABA:



"Nachdem die ZEW-Umfrage und die PMIs ein eher schwächeres Bild gezeichnet haben, kann sich der Ifo-Index unerwartet verbessern. Das Wachstumsszenario dürfte damit untermauert werden."

Reuters