Zugegeben, es gibt auf den ersten Blick sicherlich spannendere Investmentgeschichten auf dem deutschen Kurszettel als die Aktie eines Herstellers von Autowaschanlagen. Allerdings müssen Anleger bei vielen Unternehmen aus dem Hightech-Bereich oft auch größere Risiken eingehen. Vor allem die Abhängigkeit von der Weltkonjunktur darf nicht unterschätzt werden. So fallen die Zuwächse in Boom-Phasen größer aus, im Gegenzug sind aber auch die Korrekturen schmerzhafter. Der jüngste Crash an den Märkten zeigte dies erneut sehr deutlich, nicht nur bei den spekulativeren Papieren im TecDAX. Es gibt nur wenige Ausnahmetalente an der Börse, die sowohl mit starker Kursperformance glänzen und sich zugleich auch in schwierigen Marktphasen bewähren. Wenn die Papiere dann noch außerhalb der stark beachteten Indizes zu finden sind, wird es richtig spannend, wie bei Washtec.

Mit einem Börsenwert von gut 400 Mio. Euro würde das Unternehmen unter den SDAX-Werten bereits im Mittelfeld liegen. Eine Aufnahme dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein, bisher sind die Papiere im wenig beachteten CDAX zu finden. Bei einem Sprung in das Small Cap-Segment würde Washtec stärker ins Visier institutioneller Investoren rücken, was angesichts der starken operativen Entwicklung positiv wäre.

Noch aber erscheint der Wert nur auf dem Radar von Nebenwertefans. Dabei ist das Unternehmen bereits seit 1997 an der Börse gelistet, lange Zeit dümpelte der Kurs aber nur seitwärts. Erst seitdem Vorstandschef Volker Zimmermann im Februar 2015 den Chefsessel übernommen hat, ist der Kurs aus seinem Dornröschenschlaf erwacht und seitdem um mehr als 80 Prozent gestiegen. In der Spitze wurden Anfang Dezember bereits knapp 34 Euro aufgerufen, aktuell gibt es den Small Cap rund 15 Prozent günstiger.

Anleger sollten den Rücksetzer nutzen, um sich in eine interessante Investmentstory einzukaufen. Wie viele andere deutsche Unternehmen ist auch Washtec in seinem Bereich der weltweit führende Hersteller. Rund 35.000 Autowaschanlagen wurden bisher von den Augsburgern installiert, Washtec ist nach Angaben von Warburg Research dreimal so groß wie die Nummer zwei, Christ. Als Branchenprimus mit einem klaren Fokus auf qualitativ hochwerte und innovative Produkte überzeugt besonders der Full-Service-Ansatz. Das Produktportfolio beinhaltet Portalanlagen, Waschstraßensysteme und SB-Waschplätze für den Pkw- und Nutzfahrzeugbereich.

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Starkes Gesamtpaket bringt den Mehrwert



Sehr wichtig, gerade im Hinblick auf die Visibilität der Geschäftsentwicklung ist der After-Sales-Bereich, der für rund ein Drittel des Umsatzes steht. Besonders das Großkundengeschäft, in dem eine hohe Verfügbarkeit der installieren Anlagen ein extrem wichtiger Faktor ist, wird durch das enge Service-Netzwerk in Europa bestens bedient. Autowaschanlagen laufen in einem korrosiven Umfeld, entsprechend häufig müssen vor allem die Verbrauchsmaterialen gewartet werden.

Washtec bietet nicht nur die Reparatur von Anlagen an, sondern auch weitreichende Dienstleistungen wie Wartung, Chemieversorgung, Hallenreinigung sowie technisches und optisches Facelifting. Netzbetreiber werden mit einem umfassenden Leistungsspektrum angesprochen, dass von Finanzierungsmodellen über Planungsunterstützung und Standortrealisierung bis hin zum Betrieb der Anlage in Zusammenarbeit mit dem Kunden reicht. Über die Tochter auwa Chemie kann Washtec seinen Kunden durch die Lieferung von speziell auf Fahrzeugwaschanlagen ausgerichtete Waschchemie noch gezielter in ihrem Waschgeschäft unterstützen.

Wie gut die Geschäfte der Augsburger laufen, zeigen die zuletzt präsentierten besser als erwarteten Eckdaten für 2015. Während der Umsatz um knapp 13 Prozent auf 341 Mio. Euro zulegte, verdoppelte sich der Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) auf 36,5 Mio. Euro. Die überproportionale Ergebnissteigerung ließ die Ebit-Rendite von 6,1 auf 10,7 Prozent steigen. Zur Einordnung: 2009 gingen noch 256 Mio. Euro durch die Bücher bei einem Ebit von 13 Mio. Euro. Auf der Bilanzpressekonferenz am 31. März dürfte auch die bisher schuldige Guidance für 2016 präsentiert werden.

Washtec erzielt rund 90 Prozent des Umsatzes in Europa, gut 13 Prozent stammen aus Nordamerika, wo das Unternehmen seit 2006 mit der Tochter Mark VII präsent ist. Ausgehend vom bisher erfolgreichsten Geschäftsjahr in der Unternehmensgeschichte bleiben die Perspektiven gut. Der Auftragsbestand lag zuletzt in Kerneuropa auf dem hohen Vorjahreswert, in den anderen Regionen darüber.

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Mehr Glanz mit Know-how



Basis des Erfolgs ist nicht nur die anhaltend gute Branchenkonjunktur in allen Produktbereichen und Regionen. Positive Auswirkungen durch den Ersatzzyklus und Marketingaktivitäten wirken sich ebenso aus wie der Erfolg neuer Angebote. Mit iWash werden vor allem die individuellen Bedürfnisse der Kunden angesprochen. Starre, vorgegebene Waschprogramme gehören so der Vergangenheit an. Schräghecks von Klein- und Kompaktwagen sowie Kombis erstrahlen dank der mehrdimensionalen MultiFlex Seitenwäscher in neuem Glanz. Im Bereich der Reinigungs- und Pflege-Chemie wartet das Tochterunternehmen auwa mit modernen Rezepturen auf: Hochaktive Felgenreiniger, Schaumpolitur mit Langzeitschutz und Trocknungshilfe-Konzentrat für einen starken Abperleffekt sorgen für eine optimale Reinigung. Wer es hingegen besonders eilig hat, greift auf SelfTecs zurück - so ist Waschen und Polieren in einem Programmschritt möglich. Für den Kunden stellt hingegen das Advanced Chemical System eine wesentliche Arbeitserleichterung dar. Früher mussten die Chemikalien mit schweren Kanistern aufgefüllt werden, heute kommen handliche Kartuschen bei gleicher Leistung zum Einsatz.

Nach Einschätzung von Börse Online sollte sich der Wachstumskurs auch weiterhin fortsetzen. Ausgehend von einem Ergebnis je Aktie für 2015 von 1,81 Euro ist im laufenden Jahr mit 1,90 Euro zu rechnen. Mit einem 2016er-KGV von 15 ist die Aktie zwar kein Schnäppchen, bietet aber noch Fantasie auf der Oberseite und besticht mit relativer Stärke. Als Bonus gibt es eine ordentliche Dividendenrendite von 2,4 Prozent. Unter dem Strich eine saubere Sache.

Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily. www.index-radar.de