Die herkömmliche Konjunkturstatistik liefert erst viele Wochen verzögert Aufschluss über den Wirtschaftsverlauf. Doch es gibt alternative Indikatoren, die beinahe in Echtzeit Hinweise liefern, inwieweit sich die deutsche Wirtschaft aus dem Corona-Stillstand befreien kann. Nachfolgend ein Überblick:

KUNDENFREQUENZ


Meiden die Kunden wegen der hohen Inzidenzen jetzt wieder die Geschäfte? Einen Hinweis darauf liefert der US-Internetriese Google. Er macht sich zunutze, dass viele Smartphone-Besitzer ihre Standortdaten mit ihm teilen. Dadurch kann Google ermitteln, wie viele Kunden sich wie lange in einem Geschäft aufgehalten haben. Die Auswertung für den 12. November etwa zeigt, dass die Besucherzahl in Geschäften, Cafés, Restaurants, Einkaufszentren etc. in Deutschland um durchschnittlich sieben Prozent unter dem Normalwert lag. Als Vergleichswert herangezogen wird der vom 3. Januar bis 6. Februar 2020 ermittelte Medianwert des jeweiligen Wochentags.

RESTAURANTBESUCHE


Meiden die Deutschen wegen der steigenden Corona-Zahlen den Besuch in Restaurants und Bars? Ja, wenn man die Daten der Reservierungsplattform Opentable anschaut. Dort lagen die Reservierungen etwa am 13. und 14. November um jeweils zwei Prozent unter dem Niveau des gleichen Zeitraums 2019. "Die Entwicklung hatte in der Vergangenheit einen sehr großen Gleichlauf mit dem Gastgewerbeumsatz", erklärt Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen, warum er sich diese Daten genauer anschaut.

LKW-VERKEHR


Lahmt die Konjunktur, spiegelt sich das auch im Lieferverkehr wider. Das Bundesamt für Güterverkehr hat einen Lkw-Maut-Index entwickelt, der die Fahrleistung großer Lkw mit mindestens vier Achsen auf deutschen Autobahnen nachzeichnet. Dieser wird aus digitalen Prozessdaten der Lkw-Mauterhebung berechnet und regelmäßig aktualisiert. Wegen des engen Zusammenhangs zwischen Lkw-Fahrleistung und Industrieproduktion kann dieser Indikator frühzeitig Anhaltspunkte zur Entwicklung der Industrieproduktion in Deutschland liefern. Im Oktober zeigte er leicht nach oben, was die Hoffnung nährt, dass sich die Industrie zumindest stabilisiert.

MOBILITÄT


Bleiben Beschäftigte wegen der Corona-Pandemie ihren Arbeitsplätze fern, müsste sich dies in sinkenden Passagierzahlen im öffentlichen Personennahverkehr niederschlagen. Auch hier liefert Google Zahlen. Diese zeigen, dass U-Bahn-Stationen, Bahnhöfe oder Bushaltestellen in Deutschland zuletzt 17 Prozent weniger frequentiert wurden. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass Home Office wieder vermehrt genutzt wird. Auch diverse Mobilitäts-Apps liefern Trends, wie sich der Verkehr entwickelt. Einige Ökonomen bauen auf die Daten der Reiseplanungs-App Moovit https://moovit.com/covid-19-resources, die die Nutzung in Berlin/Brandenburg, München, Hamburg, der Rhein-Ruhr Region, dem Rhein-Main-Gebiet sowie Bremen und Niedersachsen auswertet.

rtr