Es ist heiß in Thailand. Richtig heiß. Das ist jedes Jahr so im April und Mai. Doch so extrem wie in diesem Jahr war es wohl noch nie. Man spricht im Königreich von der längsten Hitzewelle seit mindestens 65 Jahren. Fast 45 Grad wurden bisher in der Spitze erreicht.

Mit gravierenden Folgen: Die Region leidet unter der schwersten Dürre seit Jahrzehnten, das Wasser ist knapp geworden und der Energieverbrauch ist enorm. Klimaanlagen, Ventilatoren und Kühlschränke verbrauchen gigantische Mengen an Elektrizität, die Behörden rufen gar zu "Strompausen" auf. Zum Stillstand kommt das Land dennoch nicht.

Im Gegenteil - die Konjunktur läuft gut. Der Leistungsbilanzüberschuss beispielsweise stieg im vergangenen Jahr auf 8,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Ein wichtiger Grund: der boomende Tourismus, der immer mehr Geld ins Land spült. Entsprechend legt das Wirtschaftswachstum zu: 2015 war es ein Plus von 2,8 Prozent, für das laufende Jahr sollen es drei Prozent sein, 2017 gar 3,2 Prozent. Dass das Land immer noch ein Urlaubsparadies ist, erfreut die Hotel- und Gastronomiebranche, aber auch die Unternehmensführung etlicher anderer Firmen. So laufen etwa die Geschäfte von CP All erfreulich gut. Der thailändische Lizenznehmer des Einzelhändlers 7-Eleven betreibt 500 Verbrauchermärkte im Land, die auch gern von Touristen frequentiert werden. Gut läuft es auch bei Airports of Thailand, dem Betreiber von 16 inländischen Flughäfen - darunter auch dem Suvarnabhumi International Airport in Bangkok, der zu den wichtigsten Flugverkehrsknotenpunkten in ganz Asien gehört. Nach Passagierzahlen ist er derzeit der neuntgrößte Flughafen des Kontinents.



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Zum in die Luft gehen



Der Erfolg zeigt sich auch an der Börse: Airports of Thailand gehört zu den besten Aktien, hat bereits 13 Prozent seit Jahresbeginn gewonnen und gar 36 Prozent auf Sicht der zurückliegenden zwölf Monate. Und auch bei den anderen Werten läuft es überwiegend gut. Der 572 Aktien umfassende SET-Leitindex legte in diesem Jahr bereits um acht Prozent zu, so viel wie sonst kein anderer Index der wichtigsten Marktplätze Asiens. Einzig die Börse in Jakarta kommt mit vier Prozent Plus in etwa an die Entwicklung in Bangkok ran.

Dabei war das so nicht unbedingt zu erwarten. Denn politisch steht es nicht zum besten in der zweitgrößten Volkswirtschaft in Südostasien. Es hakt schon seit 10 Jahren. Im Jahr 2006 putschte die Armee die demokratisch gewählte Regierung des umstrittenen Premiers Thaksin Shinawatra aus dem Amt. Etwas später probierte man es zwar mit einem demokratischen Neustart, verschliss dabei in den folgenden acht Jahren aber gleich fünf Premierminister, bevor die Armee 2014 erneut durch einen Staatsstreich an die Macht kam. Der derzeitige Premierminister Prayuth Chan-o-cha ließ jüngst schon einmal verlauten, dass die Versöhnung der gespaltenen Nation mehr Zeit benötige. Nachdem ein erster Verfassungsentwurf letzten September von der Junta zurückgewiesen wurde, sind Neuwahlen nicht vor Mitte 2017 zu erwarten.

Aber immerhin - es soll welche geben. Dem Land kann das nur guttun. Der Militärregierung kann man trotz jeglicher fehlender demokratischer Legitimierung wenigstens nicht Untätigkeit vorwerfen. Im Gegenteil: In den zurückliegenden Jahren wurde die Investitionstätigkeit angekurbelt.

Zugute kommt das einem Unternehmen wie Siam Cement. Der Mischkonzern hat sich insbesondere auf die Produktion von Zement spezialisiert, dazu kommen Zellstoff und Papier, Petrochemikalien sowie weitere Baustoffe. Umsatz und Gewinn konnten zuletzt deutlich gesteigert werden, wodurch die Unternehmensführung in der Lage ist, die Expansion in die Nachbarländer weiter voranzutreiben. So soll in Vietnam demnächst die erste Zementfabrik gebaut werden. Auch PTT profitiert von den steigenden Investitionen im Land. Das Mineralölunternehmen ging 2001 durch eine Teilprivatisierung aus dem ehemaligen Staatsbetrieb Petroleum Authority of Thailand hervor. PTT fördert und verkauft Erdöl und Gas, betreibt ein Pipelinenetzwerk im Golf von Thailand sowie eine Tankstellenkette.

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Ein Königreich für einen König



Doch es gibt auch Schwierigkeiten - und dies liegt wiederum an der verfahrenen politischen Lage. So haben ausländische Investoren die Geduld mit dem Königreich verloren. Nach aktuellen Zahlen ging das Volumen der von Ausländern beantragten Direktinvestitionen im vergangenen Jahr um fast 80 Prozent gegenüber 2014 zurück. Das war früher anders. Auch Thailand hatte es da geschafft durch niedrige Löhne und die Nähe zu den Wachstumsmärkten in den Nachbarländern Unternehmen aus dem Ausland anzulocken. Im Land werden heute mehr Festplatten produziert als irgendwo sonst auf dem Globus. Thailand gehört auch zu den zehn größten Automobilherstellern weltweit.

Die Regierung täte also gut daran, die Rückkehr zu einer echten Demokratie zu ebnen. Nichts schreckt internationale Geldgeber so sehr ab wie rechtliche Unsicherheiten. Zudem muss geklärt werden, welche politische Rolle zukünftig die Monarchie spielen wird. Der beliebte König Bhumibol Adulyadej ist bereits 88 Jahre alt und krank. Bhumibol hatte seit seinem Antritt 1946 die politische Entwicklung geschickt mitgelenkt. Dies ist ihm seit Langem nicht mehr möglich. Wer sein Nachfolger wird, ist indes weiter ungewiss.



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