Klassische Wandelanleihen sind die Aussicht auf einen Anlegertraum: Renditen erzielen wie mit Aktien, aber bei deutlich geringerem Risiko. Empirische Untersuchungen belegen, dass dies in der Vergangenheit möglich war. So kombinieren die Zwitter zwischen Schuldverschreibung und Anteilschein das Rückzahlungsversprechen einer Unternehmensanleihe (außer bei Pflichtwandelanleihen) mit der Möglichkeit, in Aufwärtsmärkten an der Entwicklung der zugrunde liegenden Aktie zu partizipieren.

Dabei stellen sinkende Zinsen und gleichzeitig steigende Aktienkurse, wie sie in den vergangenen Jahren zu beobachten waren, naturgemäß das günstigste Szenario dar. In einem inflationären Umfeld leidet zwar der Bondanteil. Der Kursverlauf des Wandlers wird sich dann aber eher an der Entwicklung des - wahrscheinlich steigenden - Basiswerts orientieren. Bei fallenden Aktienkursen und steigenden Zinsen bietet der Rückzahlungsbetrag der
Anleihe zum Laufzeitende zumindest eine Wertuntergrenze. Als Ausgleich für das Wandlungsrecht müssen sich die Gläubiger bei den auch Convertible Bonds genannten Papieren meist mit einer geringeren Verzinsung begnügen oder sogar komplett ohne laufende Erträge auskommen. Zudem ist der Auswahlprozess etwas komplexer als bei reinen Aktien- oder Anleiheinvestments, da Anleger drei Komponenten berücksichtigen müssen.

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Aller guten Dinge sind drei



Grundvoraussetzung für ein erfolgreiches Engagement in Wandelanleihen ist die Zahlungsfähigkeit des Schuldners. Ist der Emittent nicht in der Lage, die Schuldverschreibung am Laufzeitende zurückzuzahlen, kommt es zu hohen Ausfällen. Eine Wandlung scheidet in diesem Fall natürlich aus, da die Aktien der jeweiligen Gesellschaft bei einer Pleite noch stärker an Wert verlieren werden.

Als Zweites gilt es, die zugrunde liegende Aktie zu betrachten. Hier sollte die Analyse erhebliches Kurspotenzial ergeben, da der Wandlungspreis in der Regel deutlich über dem Kurs der Aktie bei Ausgabe der Anleihe liegt. Dabei kann es übrigens nicht schaden, wenn mit steigender Volatilität zu rechnen ist. Umso wahrscheinlicher wird es schließlich, dass das Papier ins Geld läuft. Geht es andererseits nach unten, muss das Wandlungsrecht ja nicht ausgeübt werden.

Bleiben drittens die konkreten Ausstattungsmerkmale des Wandlers. Hier müssen Anleger neben der Kuponhöhe die Laufzeit, das Kursrisiko und das Aufgeld beachten. Das Aufgeld gibt an, um wie viel Prozent der Bezug der Aktie über die Anleihe teurer ist als der direkte Erwerb. Notiert das Papier beispielsweise bei 120 Euro und ermöglicht es den Bezug von zehn Aktien zu aktuell jeweils elf Euro, beträgt das Aufgeld 8,3 Prozent. Das Kursrisiko, das Käufer der Papiere eingehen - eine uneingeschränkte Bonität des Emittenten vorausgesetzt -, liegt in diesem Fall bei 16,66 Prozent (120 - 100) : 120.

Wesentlich komplizierter als ihre Analyse ist allerdings das Aufspüren privatanlegertauglicher Convertibles. So wie beispielsweise die Wandelanleihen von Accentro Real Estate (ehemals Estavis). Bei sehr dünnen Umsätzen und breiten Spreads weisen die beiden bis 2017 und 2019 laufenden Schuldtitel des Berliner Wohnungsbauunternehmens zwar relativ geringe Aufgelder auf. Wegen zuletzt stark gestiegener Kurse von Anleihe und Aktie notieren beide Papiere jedoch deutlich über ihren Rückzahlungswerten von 2,40 beziehungsweise 2,50 Euro. Ein Kursverfall der Accentro-Aktien, die zu 88 Prozent Adler Real Estate gehören, würde durch die Kupons (Stückzinsen fallen nicht an) in Höhe von jährlich 7,75 beziehungsweise 6,25 Prozent (vierteljährliche Zahlung) deshalb nicht vollständig kompensiert werden. Gleiches gilt in noch stärkerem Maße für den bis Dezember 2015 laufenden Wandler von TAG Immobilien, die Wandelschuldverschreibung von Westgrund und die beiden Convertible Bonds von Adler Real Estate. Bei der Wandelschuldverschreibung 2015/2020 von Fair Value Reit (WKN: A13 SAB), die bei Ausgabe bei einem einzigen Investor platziert wurde, gibt es trotz Notiz keine Börsenumsätze.

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Privatanleger bitte draußen bleiben



Alle anderen deutschen Wandler, unter denen es eine ganze Reihe interessanter Papiere gibt, werden fast durchweg zu Mindeststückelungen von 100 000 Euro angeboten. Das ist zu teuer für die meisten Privatanleger. Ihnen bleibt zurzeit damit nur, die genannten Papiere im Auge zu behalten und sich gegebenenfalls knapp oberhalb des Geldkurses auf die Lauer zu legen. Alternativ oder auch ergänzend bietet sich der Rückgriff auf ETFs oder klassische Fonds an, die sich auf diese Wandler spezialisiert haben.

So hat die Unicredit gemeinsam mit Thomson Reuters gerade erst den weltweit ersten ETF auf europäische Wandelanleihen lanciert. Enthalten sind im UC Thomson Reuters Balanced European Convertible Bond UCITS ETF unter anderem auch Convertibles von Allianz, Daimler, Linde und Munich Re, alles Basiswerte, die von BÖRSE ONLINE derzeit mit "Kaufen" eingestuft werden. Seit Oktober vergangenen Jahres bietet Thomson Reuters mit dem Global Convertible Bond ETF zudem einen börsengehandelten Indexfonds für globale Wandelanleihen an.

Schon mehr als zehn Jahre hat dagegen der F&C Global Convertible Bond auf dem Buckel. Er wird von der Fondsratingagentur Morningstar mit vier von fünf Sternen bewertet und trägt die Euro FondsNote 2. In den vergangenen fünf Jahren hat er es auf eine durchschnittliche Rendite von 8,1 Prozent gebracht. Beim Macquarie MS Convertible Global Markets Plus sind es mit 9,1 Prozent sogar noch etwas mehr. Beide können - wie auch alle anderen in der Tabelle aufgeführten Fonds - bei geringen Spreads direkt über die Börse erworben werden.

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