Die WHO mache eine "unglaublich wichtige Arbeit" und müsse weiter gestärkt werden, sagte der Sprecher von Kanzlerin Angela Merkel am Mittwoch. Kritik an Trumps Entscheidung kam auch aus Russland und China sowie selbst von US-Gesundheitsexperten. Der US-Präsident wirft der Organisation grobe Fehler im Kampf gegen die Coronavirus-Pandemie vor.

"Die WHO hat bei ihrer grundlegenden Pflicht versagt und muss zur Rechenschaft gezogen werden", sagte Trump am Dienstag vor Journalisten. Die in Genf beheimatete Organisation habe die Desinformationskampagne aus China unterstützt und damit wahrscheinlich eine größere Ausbreitung des Coronavirus gefördert als es andernfalls geschehen wäre. Die USA haben der WHO 2019 über 400 Millionen Dollar gezahlt, was rund 15 Prozent des Budgets Weltgesundheitsorganisation ausmacht.

"Schuldzuweisungen helfen nicht", twitterte Außenminister Heiko Maas. "Die WHO muss jetzt gestärkt werden, nicht geschwächt. Inmitten der Pandemie die Mittel zu kürzen, ist der absolut falsche Weg", sagte Bundesentwicklungsminister Gerd Müller zu Reuters. "Deutschland wird seine Mittel für die WHO erhöhen", kündigte er an. Denn Corona werde nicht die letzte Pandemie sein. "Experten haben bereits 40 weitere Viren identifiziert, die das Potenzial haben, Pandemien auszulösen."

Russland verurteilte die Entscheidung Trumps als egoistisch. Sie beschädige eine Organisation, die im Kampf gegen die Coronavirus-Krise eine zentrale Rolle spiele, sagte Vize-Außenminister Sergej Rjabkow. Auch China reagierte verärgert. Ein Sprecher des Außenministeriums in Peking forderte, die USA müssten ihre Verpflichtungen erfüllen. Die Streichung der US-Mittel würden sich auf alle Länder der Welt auswirken. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell twitterte, die Europäische Union bedauere den US-Schritt zutiefst. Es gebe keinen Grund, der ihn zu einem Zeitpunkt rechtfertige, da die Bemühungen der WHO nötiger seien denn je. UN-Generalsekretär Guterres mahnte: "Es ist jetzt die Zeit für Einheit. Die internationale Gemeinschaft muss in Solidarität zusammenarbeiten, um das Virus und die erschütternden Folgen zu stoppen."

Der australische Ministerpräsident Scott Morrison sagte, dass er zwar Trumps Kritik an einem unkritischen Umgang der WHO mit China durchaus teile. Aber die Organisation leiste dennoch sehr wichtige Arbeit.

Gegenwind bekam Trump aber auch in der Heimat. Das amerikanische Zentrum für Infektions-Kontrolle (CDC) arbeite sehr produktiv und gut mit der WHO zusammen, sagte der Direktor der US-Seuchenbehörde, Robert Redfield, dem Sender ABC. Das CDC werde auch weiter mit der WHO zusammenarbeiten. "Der Schritt sendet das falsche Signal inmitten der Pandemie", kritisierte Amesh Adalja, ein Infektions-Experte der amerikanischen Johns Hopkins Universität, die weltweit die Daten der Corona-Infizierten erhebt. Die WHO mache zwar Fehler. Aber diese sollte man nach dem Ende der Pandemie aufarbeiten.

Die amerikanische Bürgerinitiative für das Gesundheitswesen Protect our Care wertete den Vorstoß des Präsidenten "als durchsichtigen Versuch", um das Ausmaß der Pandemie herunterzuspielen. Bereits in der Vergangenheit hatte Trump mit heftigen Gegenvorwürfen auf Kritik an seinen Maßnahmen zur Eindämmung des neuartigen Coronavirus regiert.

rtr