Es hätte so schön sein können: Gleich vier Unternehmen wollten in dieser Woche in Frankfurt an die Börse gehen, doch nun wirbelt die Krise in Griechenland den Zeitplan einiger Unternehmen kräftig durcheinander. Sowohl der Berliner Wohnimmobilieninvestor ADO Properties als auch die vor der Privatisierung stehende Deutsche Pfandbriefbank (pbb) bekamen angesichts der Talfahrt am Aktienmarkt kalte Füße: Nur wenige Stunden vor Ende der Zeichnungsfrist blies ADO Properties die Erstnotiz ab und verschob sie "bis auf Weiteres" - obwohl die Nachfrage nach den Aktien gut gewesen sei, wie das Unternehmen beteuert.

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Noch vor Sommerpause will pbb starten



Die pbb, sanierter Kern der in der Finanzkrise gescheiterten Hypo Real Estate (HRE), verschob kurzfristig die Veröffentlichung des Börsenprospekts und hofft nun, dass sich die Lage in den nächsten Tagen beruhigt. Dann will pbb doch noch vor Mitte Juli an die Börse sprinten - bevor sich potenzielle Käufer in die Sommerferien verabschieden. Der Bund will in einem ersten Schritt bis zu 80 Prozent der pbb privatisieren.

Bei drei weiteren Unternehmen läuft die Zeichnungsfrist für den im Fachjargon als "Initial Public Offering" (IPO) genannten Börsengang derweil weiter: Sowohl der Modehändler CBR (Street One, Cecil) als auch der Edelsteinschmuckhändler Elumeo und der Wind- und Solarparkbetreiber Chorus Clean Energy wollen sich dem stürmischen Umfeld zum Trotz auf das Parkett wagen. Sie hoffen, dass die Investoren ihre Kaufaufträge nicht stornieren und sich die Unruhe am Aktienmarkt rechtzeitig vor der Erstnotiz legt.

"Bei der aktuellen Volatilität und den verbleibenden Unsicherheiten ist es eine Herausforderung, derzeit Börsengänge erfolgreich umzusetzen", sagte IPO-Experte Martin Steinbach von der Unternehmensberatung Ernst & Young. "Für die IPO-Aktivität im zweiten Halbjahr wird entscheidend sein, dass im Laufe der Sommerpause wieder ein robustes Fundament mit niedrigerer Volatilität in einem besseren Kapitalmarktumfeld gelegt wird."

Stimmt das Umfeld nach der Sommerpause wieder, ist spätestens im Herbst mit mehreren Börsengängen zu rechnen (siehe Tabelle unten). Jüngste Spekulation: Der Internetkonzern Rocket Internet heuert für den Online-Lebensmittelversand Hello Fresh derzeit Berater für eine mögliche Erstnotiz noch in diesem Jahr an.

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Für Herbst viele Börsengänge geplant



Banker und Investoren hoffen, dass vor allem die geplanten Milliardenemissionen von Covestro (Bayer Material Science) oder dem Zughersteller Bombardier Rail rasch und reibungslos verlaufen. Denn der Boom könnte bereits 2016 ein jähes Ende finden. Grund dafür: die Geldschwemme der Europäischen Zentralbank (EZB). Dreht EZBPräsident Mario Draghi tatsächlich im September 2016 den Geldhahn zu, dürften die Börsen schon einige Monate vorher wieder nervös und das Umfeld schwieriger werden. Dann schließt sich das günstige Zeitfenster für Neuemissionen möglicherweise bereits wieder.

SF