Der deutsche Aktien-Leitindex DAX hat bisher in diesem Jahr rund ein Fünftel seines Werts eingebüßt. Schnäppchenjäger fragen sich nun, ob dies der richtige Zeitpunkt ist, Aktien günstig zu kaufen. Denn das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), die wohl beliebteste fundamentale Kennzahl, weist aus, dass die DAX-Aktien derzeit günstig zu haben sind ."Das KGV für den DAX-Index ist in den vergangenen Monaten von 18 auf 10 eingebrochen. Das DAX-KGV entspricht damit bereits der Bewertung an den DAX-Wendepunkten im März 2003 (KGV 11), März 2009 (KGV 9) und März 2020 (KGV 11). Eine wichtige Bedingung für das Auslaufen eines DAX-Bärenmarktes ist damit erfüllt", sagt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank.

Nur: Das KGV setzt den Gewinn ins Verhältnis zum aktuellen Kurs. Sinkt der Gewinn, steigt damit das KGV bei einem gleich bleibenden Kurs an. Und genau das dürfte jetzt passieren: Die Unternehmensgewinne dürften in der gegenwärtigen heraufordernden wirtschaftlichen Phase nach unten angepasst werden. "Die aktuell sehr ambitionierten Gewinnschätzungen der Analysten basieren auf anhaltend hohen Margenerwartungen. 2003 und 2009 sank die Nachsteuermarge der DAX-Unternehmen Richtung 0% und 2020 Richtung 2%. Aktuell erwarten die Unternehmensanalysten dagegen immer noch eine DAX-Nachsteuermarge von 7% . Darum ist zu befürchten, dass die Unternehmensanalysten in einem rezessiven Umfeld ihre Margen- und Gewinnschätzungen deutlich reduzieren müssen, was die Kurse belasten und den Bärenmarkt verlängern dürfte"  so Krämer. Sprich: Die derzeiten KGVs sind zu niedrig und entsprechen nicht der aktuellen Lage.

Damit entfällt das für eine Schnäpppchenjagd wichtige Argument, dass die Aktien derzeit billig seien. Zumal das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) auch etwas anderes ausweist: "In Krisenzeiten ist jedoch regelmäßig das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) für den DAX-Index der bessere Bewertungsmaßstab, da die Buchwerte der DAX-Unternehmen während einer Rezession weniger schwanken als die Unternehmensgewinne. Derzeit liegt das DAX-KBV im Bereich von 1,3, während es in den früheren Rezessionsphasen zum Ende eines Bärenmarktes zwischen 1,0 und 1,2 notierte. Ein DAX-KBV von 1,0 bis 1,2 entspricht aktuell einem DAX-Niveau von 9.600 bis 11.500 Indexpunkten" so Krämer. Damit hat der DAX beim aktuellen Stand noch deutliches Abwärtspotenzial.