Nach und nach wurden die Auftragsbestände jedoch immer mehr abgearbeitet, so dass die Kapazitätsauslastung deutlich unter ihren langjährigen Mittelwert fiel. Zu Beginn des vergangenen Jahres betrug die Zeit für die Abarbeitung der Auftragsbestände noch über fünf Monate. Anfang 2020 waren es nur noch 3,9 Monate. Auch Produktion und Ausfuhren gaben zuletzt überdurchschnittlich nach.

Der Werkzeugmaschinenbau zählt mit seinen kaum standardisierten Produkten nicht zuletzt wegen der benötigten Dauer zwischen Auftragseingang und Fertigstellung zu den der Konjunktur nachlaufenden Branchen. Analog zum Maschinenbau insgesamt sind die Werkzeugmaschinenbauer zudem überdurchschnittlich von der Nachfrage im Ausland abhängig. So erzielt die Branche rund 63 Prozent ihres Umsatzes außerhalb der deutschen Grenzen. Im verarbeitenden Gewerbe insgesamt liegt die Auslandsumsatzquote bei etwas über der Hälfte.

Der Einbruch bei den Auftragseingängen im Werkzeugmaschinenbau fiel deutlich stärker aus als im Maschinenbau (-9,7 Prozent) oder im verarbeitenden Gewerbe insgesamt (‑6,0 Prozent). Daran zeigt sich auch die sehr hohe Konjunkturabhängigkeit des Werkzeugmaschinenbaus. Werkzeugmaschinen werden geordert, wenn die vorhandenen Kapazitäten gut ausgelastet sind und weiter ausgebaut werden sollen. Das ist angesichts der schwächelnden Weltkonjunktur aktuell aber nicht der Fall.

Die Stimmung der Branche ist derzeit ausgesprochen schlecht. Schon die vergangenen Jahre waren durch ein tendenziell eher unterdurchschnittliches Wachstum gekennzeichnet. Für 2020 erwartet der Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken VDW sogar einen Produktionsrückgang von 18 Prozent. Selbst wenn das Resultat nicht ganz so schwach ausfallen sollte, dürfte die Branche vor dem schlechtesten Ergebnis seit dem Krisenjahr 2009 stehen.

Stefan Bielmeier ist Chefvolkswirt der DZ-Bank.

Stefan Bielmeier ist Chefvolkswirt der DZ-Bank.