Trends kommen und gehen. Einige sind im Handumdrehen wieder verschwunden, andere bleiben und verändern unser Leben. Setzt sich ein Trend durch, können die jeweiligen Aktien zu wahren Kursraketen mutieren. Das geht, wie immer am Kapitalmarkt, mit einem hohen Risiko einher. Typische Charaktermerkmale neuer Technologien sind daher hohe Volatilität, geringe Dividenden und kaum vorhandene Gewinne.

Im abgelaufenen Kalenderjahr haben die Experten vonw Cashkurs*Trends in BÖRSE ONLINE unter anderem zwei Unternehmen vorgestellt, die unterschiedlicher nicht hätten abschneiden können.

Pionier der Blickerfassung



Noch keine wirkliche Freude hatten Anleger bislang mit dem im September besprochenen schwedischen Hightechunternehmen Tobii, das sich auf die Blickerfassung und -steuerung konzentriert. Damit will der 2001 gegründete Konzern einerseits die Spielewelt, aber auch Bereiche wie Marktforschung oder Medizin revolutionieren. Obwohl der Umsatz in den vergangenen drei Jahren um mehr als 150 Prozent stieg, hat die Aktie wegen immer wieder enttäuschender Gewinne an Wert verloren. Dies zeigt die Risiken, birgt aber auch Chancen, da der Kurs seit Kurzem zu einer Erholungsrally ansetzt. Mit einer Eigenkapitalquote von fast 80 Prozent hat das junge Unternehmen einen langen Atem und kann auch künftig in Wachstum investieren. Mittlerweile interessieren sich auch Techriesen für das Gebiet. Das unterstreicht das Potenzial des Trends und lässt Tobii zu einem Übernahmekandidaten werden. Das Chance-Risiko-Profil bleibt attraktiv.

Die größte Bedrohung der Zukunft



Nicht wenige Experten - seien es Politiker, Forscher oder Unternehmer - sehen in Cyberattacken die Kriege der Zukunft. Erst kürzlich haben die Techgiganten Facebook und Microsoft vereinbart, im Kampf gegen Angriffe aus dem World Wide Web an einem Strang zu ziehen. Ein Unternehmen, das hier ansetzt und im April vergangenen Jahres im Rahmen unserer Kooperation mit Cashkurs*Trends vorgestellt wurde, ist Symantec. Der US-Konzern befasst sich mit der Softwareentwicklung zur Abwehr von Cyberangriffen. Durch Attacken wie "WannaCry" werden nun auch die Kunden von Symantec zunehmend sensibilisiert. Durch diesen (negativ geprägten) Trend konnte die Aktie seit der Vorstellung um mehr als 24 Prozent zulegen. Der intakte Trend und die erhöhte Sensibilisierung seitens der Kunden gegenüber Internetangriffen dürften dem Geschäftsmodell von Symantec auch künftig in die Karten spielen.

In der kommenden 100. Ausgabe von Cashkurs*Trends werden "Mr. DAX" Dirk Müller und Zukunftsforscher Eike Wenzel den Schwerpunkt auf den Trend zur Automatisierung der Arbeitswelt legen. Schlagwörter wie Industrie 4.0, Robotik, selbst denkende Produktionsanlagen und lernende Softwareanwendungen wecken viele Hoffnungen bei Unternehmern, in Zukunft effektiver arbeiten zu können. Dies geht aber mit der Unsicherheit vieler Menschen einher, die um ihren Job bangen. Eins dürfte dabei klar sein: Die Arbeitswelt, wie wir sie heute kennen, steht vor großen Veränderungen.

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Die vierte industrielle Revolution



Um diese Veränderungen zu verstehen, hilft ein Blick in die Vergangenheit. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts war es die industrielle Revolution, die technische Standards und damit einhergehend Produktivität und Lebensqualität der Bevölkerung maßgeblich veränderten. Heute klagt niemand mehr über Maschinen, die uns beispielsweise die Arbeit auf dem Acker abnehmen oder schwere Lasten von A nach B transportieren.

Durch die nächste derartige Revolution dürften sich viele Berufsbilder verändern, und das wird Fachwissen erfordern, das es bis vor Kurzem noch gar nicht gab. Das Jahr 2018 könnte im Zeichen dieser voranschreitenden Veränderungen stehen. Allein in Deutschland sind gemäß einer Studie der Bank ING-DiBa über 18 Millionen Arbeitsplätze davon betroffen.

Auf der anderen Seite entstehen ganz neue Berufsgruppen, ob in der Datenverarbeitung oder der Wartung von Robotern - sozusagen Hausmeister für Datenräume. Oder es werden Experten im 3-D-Druck benötigt, einer Technik, die bis vor wenigen Jahren nur den wenigsten bekannt war. All diese Trendthemen beherbergen interessante Unternehmen, die Investmentchancen bieten könnten.

Eins davon ist SLM Solutions. Das erst 2006 gegründete Lübecker Unternehmen beschäftigt sich mit Fertigungsverfahren mithilfe des 3-D-Metalldruckers. Die Produkte des TecDAX-Unternehmens finden in der Automobilbranche, der Medizintechnik, im Energiebereich oder in der Luft- und Raumfahrttechnik ihre Abnehmer. Der große Vorteil des 3-D-Drucks besteht darin, dass auch komplizierte Teile in nur einem einzigen Vorgang hergestellt werden können. Den Umsatz von einst etwas mehr als 30 Millionen Euro (2014) konnte SLM bis 2017 fast verdreifachen. Bis 2019 soll eine weitere Verdopplung der Erträge her. Zwar schreibt das Unternehmen noch keine schwarzen Zahlen und wird dies voraussichtlich auch bis Ende 2018 nicht tun, allerdings ist es schuldenfrei. Die Einkünfte können voll und ganz in Wachstum investiert werden.

Zudem streiten sich immer wieder der Hedgefondsmanager Paul Singer und der Großkonzern General Electric, der zum Kundenkreis von SLM gehört, um die Vorherrschaft. Singer gehören mittlerweile fast 20 Prozent der Aktien - die Übernahmefantasie könnte den Kurs also weiter treiben.

Kleine Helfer im Haushalt



Ein weiterer, mit der Automatisierung eng verflochtener Trend ist Zeitersparnis. Da Zeit ein knappes Gut ist, macht es Sinn, nervige Arbeiten im Haushalt an elektronische Helfer abzugeben. Das US-Unternehmen iRobot beschäftigt sich genau damit. Der Konzern erwirtschaftete mit dem Verkauf von Robotern für den Haushalt in den zurückliegenden zwölf Monaten mehr als 770 Millionen US-Dollar Umsatz bei einem bereits positiven Ergebnis von 60 Millionen Dollar. Bis 2020 will man diesen Umsatz noch einmal verdoppeln. Dafür gab der Konzern zuletzt über 100 Millionen Dollar für Forschung und Entwicklung aus. Weitere 250 Millionen Dollar liegen noch auf der hohen Kante.

Bis vor Kurzem war iRobot auch noch in der Entwicklung von militärischen Anwendungen aktiv. Diesen Bereich hat man veräußert - und das, ohne bemerkenswerte Umsatzeinbußen hinnehmen zu müssen, da das Kerngeschäft derart schnell wächst.