Trump droht mit Zöllen von 30 Prozent auf EU-Waren – ein Schock für exportstarke Volkswirtschaften. Kommt jetzt das jähe Ende der Europa-Rallye?

Die Aktienmärkte Europas sind 2025 in Aufbruchsstimmung – doch über dieser lange nicht gekannten Euphorie hängt nun ein Damoklesschwert. US-Präsident Donald Trump kündigte am Wochenende an, ab dem 1. August Einfuhrzölle von 30 Prozent auf alle Waren aus der Europäischen Union erheben. 

Es ist ein Wostcase-Szenario, das die aktuelle Europa-Rallye jäh beenden könnte. Denn kaum eine Region ist so abhängig vom Export wie der EU-Raum, und kaum ein Partner so zentral wie die USA.

Trumps will Zölle auf die EU von 30 Prozent verhängen

Die Dimension ist gewaltig: Trumps Maßnahmen treffen nahezu alle Produktgruppen, ausgenommen Autos (weiterhin 25  Prozent), Stahl und Aluminium (50  Prozent). Für die deutsche Industrie, allen voran die Auto- und Maschinenbauer, ist das ein potenziell herber Rückschlag. Bereits jetzt schrumpfen die Exporte – im Mai etwa gingen deutsche Lieferungen in die USA um 7,7 Prozent  zurück, der tiefste Stand seit drei Jahren. 

Sollte Trump seine Zollpolitik durchziehen, drohen laut Studien bis zu 200 Milliarden Euro Schaden für Deutschland und bis zu 750 Milliarden Euro für die gesamte EU binnen vier Jahren.

Zolldrohung als ernstzunehmende Gefahr für die deutsche Wirtschaft 

Moritz Schularick, Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, IfW, prognostiziert etwa, dass die Einführung von 30-prozentigen Zöllen auf EU-Exporte das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) im kommenden Jahr um 0,5 bis 0,6 Prozentpunkte weniger wachsen lassen würde. 

Vincent Stamer, Ökonom der Commerzbank, warnt unterdessen, dass die Zölle das deutsche BIP innerhalb von zwei Jahren um 0,7 Prozent reduzieren könnten, was einen Teil des erwarteten wirtschaftlichen Aufschwungs durch staatliche Investitionen zunichtemachen würde. Er sieht die Zolldrohung als ernstzunehmende Gefahr für die exportorientierte deutsche Wirtschaft.

Europas Börsen tauchen ab

Die Märkte haben prompt reagiert. Nach der Ankündigung der 30-Prozent-Zölle gaben Euro Stoxx 50 und Dax nach, wenn auch nur moderat. Der Dax büßte knapp ein Prozent ein, während der EuroStoxx um 0,67 Prozent nachgab.

Autowerte wie Volkswagen, Porsche, BMW, Daimler Truck zählten im Dax entsprechend zu den schwächsten Werten. Im EuroStoxx gaben unterdessen Luxusgüterhersteller und Banken überproportional nach.

Noch Zeit bis zum 1.8. 

Bis zum Inkrafttreten der neuen Zölle besteht noch Spielraum. Die EU will verhandeln – und sie droht ihrerseits mit Gegenzöllen auf US-Waren im Wert von bis zu 100 Milliarden Euro, die aber erst Ende August gelten würden.  Gleichzeitig kursieren Vorschläge, etwa eine Abschaffung von Industriezöllen oder der verstärkte LNG-Import aus den USA. Auch härtere Optionen wie eine Digitalsteuer auf US-Tech-Konzerne liegen auf dem Tisch.

Und doch: In Brüssel setzt man auf Zeit. Viele Beobachter erinnern sich, wie Trump bereits in seiner ersten Amtszeit gerne mit Maximalforderungen startete – um sich später mit Symbolpolitik zu begnügen. Kommt es wieder zu einem Deal in letzter Minute?

Gibt es aus dieses Mal einen Deal?

Indes: Die Unsicherheit ist zurück. Auch wenn noch kein neuer Handelskrieg begonnen hat, reicht die Drohung aus, um Investoren vorsichtig zu stimmen. Die Europa-Rallye steht nach den deutlichen Kurszuwächsen ohnehin auf einem fragilen Fundament. Entsprechend könnte die neue Unsicherheit als Argument für Gewinnmitnahmen herhalten. 

Gibt es tatsächlich keine Einigung mit Trump, wären besonders betroffen exportstarke Nationen wie Deutschland, Frankreich, Italien und Polen betroffen – also die Achillesferse der europäischen Börsen. Investoren müssten sich in diesem Fall ab August auf mit kräftigere Kursverluste einstellen. Bis dahin blieben jedoch noch nun gut zwei Wochen, in Anleger mutmaßlich den TACO-Trade im Hinterkopf behalten: Am Ende ist aus Maximalforderung doch meist ein  neuer Handels-Deal geworden.

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