DAS IST LOS BEI WIRECARD:

Besser könnte es für den Zahlungsabwickler kaum laufen: Wirecard ist an der Börse derzeit fast 24 Milliarden Euro wert - mehr als die Deutsche Bank, das größte deutsche Geldhaus. Starke Quartalszahlen und ein weiteres Anheben der Jahresziele sorgen für Hochstimmung. Im Jahr 2020 erwartet der Konzern mehr als 215 Milliarden Euro an abgewickelten Zahlungen statt wie bisher 210 Milliarden. Der Umsatz soll dann auf mehr als 3 Milliarden Euro klettern, nach bisher eingeplanten 2,8 Milliarden. Vergangenes Jahr waren es 1,5 Milliarden.

Die Digitalisierung erfasst immer mehr Bereiche. Davon profitiert Wirecard als Spezialist für den elektronischen Zahlungsverkehr. Das Unternehmen arbeitet bisher schon mit Händlern und anderen Finanz- und Technologiekonzernen zusammen, unter anderem mit Visa, MasterCard, Google (Alphabet C (ex Google)) und Apple. Wirecard verdient zum einen Geld bei der Abwicklung von Zahlungen für Kreditkartenfirmen, zum anderen an der Gebühr, die Händler für die Abwicklung begleichen müssen. Zudem kauft das Unternehmen stetig neue Firmen dazu.

Wachstumschancen rechnet sich Wirecard besonders in Schwellenländern aus, vor allem in Asien. Die Nachfrage nach bargeldlose Zahlungsoptionen dürften dort immer mehr zunehmen, so das Kalkül.

Spekulanten hatten zwar immer wieder auf den Absturz der Aktie gewettet und parallel Berichte über die Schwachstellen des Unternehmens veröffentlicht. Davon hat sich der Kurs aber jedes mal schnell erholt. Ebenso prallen negative Medienberichte regelmäßig an Wirecard ab. Kritik an der Struktur und Transparenz des Unternehmens übte etwa Mitte August die "Börsen-Zeitung" in einem Kommentar. Bei der großen Zahl an Vorständen und Geschäftsführern bei Wirecard-Töchtern sei noch eine Konsolidierung nötig.

DAS SAGEN ANALYSTEN:

Nach den endgültigen Zahlen zum zweiten Quartal haben mehrere Experten ihr Kursziel für das Papier über die 200-Euro-Marke gehoben. Sie gehen davon aus, dass Wirecard schnell neue Kunden gewinnt und weiter expandiert. Von den neunzehn im dpa-AFX-Analyser erfassten Experten rät lediglich einer zum verkaufen, acht zum halten und zehn zum Kauf der Aktie. Das durchschnittliche Kursziel lautet 165 Euro.

Sebastien Sztabowicz vom Analysehaus Kepler Cheuvreux rechnet damit, dass der Konzern von 2018 bis 2020 aus eigener Kraft um mehr als 25 Prozent pro Jahr wächst. Das Kursziel für das zweite Quartal hebt der Analyst von 185 auf 225 Euro und belässt die Einstufung auf "Buy". Durch den Aufstieg in den Dax dürften Index-Fonds die Aktie kaufen, schätzt Analyst Marius Fuhrberg von Warburg und nimmt die Aktie auf die Empfehlungsliste. Zuletzt hatte Fuhrberg das Kursziel von 185 auf 205 Euro angehoben und die Einstufung auf "Buy" belassen.

Die US-Investmentbank Morgan Stanley belässt ihre Einschätzung hingegen auf "Equalweight" bei 141 Euro mit der Begründung, es habe bei den Zahlen keine Überraschungen mehr gegeben.

DAS MACHT DIE AKTIE:

Der Wirecard-Aktienkurs hat sich allein seit Anfang April mehr als verdoppelt. Die Marke von 200 Euro wurde mit 199 Euro am Dienstag nur noch knapp verfehlt. Vor einem Jahr lag das Papier noch bei unter 80 Euro. Nach einer Short-Attacke Ende Januar, wo der Kurs an einem Tag um fast zwölf Prozent einbrach, hat sich die Aktie schnell wieder erholt. Grund für den Kurseinbruch war die Analyse eines selbst ernannter Research-Dienstes, der das Geschäftsmodell von Wirecard in Frage stellte. Im April wurden die 100 Euro wieder überschritten, seitdem geht die Kurve nahezu konstant bergauf./elm/fba/nas/jha/