Ohne Wasser läuft auf dem Planeten Erde nichts - und der Klimawandel verringert die Verfügbarkeit für Landwirtschaft, Industrie und Menschen. "Milliarden Menschen können deshalb womöglich ihre Menschenrechte auf Wasser und Sanitärversorgung nicht mehr ausüben", schreibt die UNESCO in ihrem Weltwasserbericht 2020. Der globale Aufbau einer Infrastruktur für den effizienten, also schonenden Wasserverbrauch ist deshalb eine zentrale Aufgabe.

Für Investoren bietet das Thema Wasser ein breites Feld an Investments. Im Wassergeschäft mischen internationale Bluechips ebenso mit wie Unternehmen, die sich auf bestimmte Technologien, etwa die Wasseraufbereitung, spezialisiert haben. Überhaupt wird mit dem Reinigen von verbrauchtem Wasser aus Industrie und Privathaushalten der meiste Umsatz erzielt.

Effiziente Technologien

Rocchino Contangelo, Research-Leiter bei Swisscanto, favorisiert zum einen klassische Trinkwasserversorger mit ihren langfristig stabilen Erträgen, setzt zum anderen auf Unternehmen, die bei der Aufbereitung von Abwässern und bei Technologien für Wassereffizienz führend sind: "In Feldern wie der Sensortechnik für das Aufspüren von Leitungslecks, korrosionsfreien Kunststoffrohren für Wasserleitungen und der wasserschonenden Sprühtechnik für die Landwirtschaft sind gerade europäische Unternehmen sehr gut aufgestellt." Vor einem neuen Wachstumsschub sieht Contangelo auch Projektentwickler, die von den Förderprogrammen der Regierungen für nachhaltige Technologien profitieren.

Ebenfalls auf Komponentenentwickler setzt Marc-Olivier Buffle, Senior Product Specialist bei Pictet Asset Management - beispielsweise Drucksensoren und Hochfrequenzmessungen für die Effizienzsteuerung bei Pumpen. Zwei weitere Geschäftsfelder mit starkem Wachstum sieht er bei den Aufbereitungstechnologien für industrielle Abwässer und den digitalen Dataanalysen für die Wasserqualität. Und zu guter Letzt spielten bei den Privathaushalten in Schwellen- und Entwicklungsländern und hier vor allem in der wachsenden Mittelschicht Anwendungen wie Kohlefilter, UV-Licht und Ozonierung für die Wasseraufbereitung eine Rolle.

Mischkonzerne und Spezialisten

Bluechips und Technologiemarktführer sind erste Wahl bei den Aktieninvestments. "Etliche Konzerne haben sich im Zuge der Konsolidierung im Wassersektor auf einzelne Technologien spezialisiert und in den letzten Jahren zahlreiche Nischenanbieter zugekauft", meint Marc-Olivier Buffle. So hat das US-Unternehmen Xylem sein organisches Wachstum in den vergangenen Jahren durch Übernahmen ergänzt. Analyse- und Filtersysteme zählen ebenso zum Produktsortiment wie Pumpen oder Desinfektionsanlagen mit UV-Licht. Der aktuelle Kursrücksetzer bietet eine gute Einstiegschance.

Zu den spannendsten asiatischen Firmen, die in einem Zukunftsmarkt mit Wasser ganz vorn stehen, zählt Kubota aus Japan. Der Konzern verkauft Baumaschinen und Traktoren, hat sich aber zugleich auf das Smart Farming spezialisiert. Darunter versteht man digitale Technologien für die Landwirtschaft. Mittels einer ausgefeilten Sensortechnik wird beim Anbau von landwirtschaftlichen Produkten der sparsame und ökologische Umgang mit Wasser und Pflanzenschutzmitteln gesteuert. Kubota zeichnet sich durch unspektakuläre, aber stabile Wachstumsraten aus. Wegen der höheren Liquidität sollten Anleger die im Freiverkehr gelisteten ADRs ordern.

Der französische Konzern Veolia Environnement wird in diesem Jahr nach einem längeren Tauziehen die Übernahme des heimischen Konkurrenten Suez abschließen. Damit bekommen die Geschäftsfelder Wasser und Abfallentsorgung einen neuen Umsatz- und Gewinnschub. Die zuletzt gut gelaufene Aktie liefert weiter Kaufargumente. So legte Veolia bei den jüngsten Neunmonatszahlen ein Rekordergebnis vor. Für die nächsten beiden Jahre erwarten die Konsensschätzungen der Analysten beim Umweltdienstleister ein Gewinnwachstum von im Schnitt 40 Prozent.

Drei Produkte mit Wasser-Rendite

Der Lyxor PEA World Water ETF (WKN: LYX 0CA) bildet als ETF den World Water Index ab. Dieser Index umfasst die weltweit 30 größten Firmen, die mindestens 40 Prozent ihrer Umsätze mit der Wasserversorgung, -aufbereitung und -infrastruktur erzielen. Zu den Fondsklassikern zählt der bereits 2000 aufgelegte Pictet-Water P (WKN: 933 349). Rund die Hälfte der im Portfolio enthaltenen Titel sind US-Firmen, die sich auf Technologien und Infrastruktur für Wasser spezialisiert haben. Der Fokus auf nachhaltige Konzerne schließt etwa Unternehmen aus, die verpacktes Wasser verkaufen.

Ähnlich verfährt der RobecoSAM Sustainable Water Equities (WKN: A2Q D3G). Das Fondsportfolio umfasst die gesamte Wertschöpfungskette des Wassersektors. Deutlich überrepräsentiert sind Firmen, die in den Bereichen Wasserqualität, Wasseraufbereitung, Bewässerungssysteme und Abwasserbehandlung unterwegs sind.

 


Auf einen Blick

Wasser

Kostbarer Rohstoff: Etwa 56 Prozent der Erdbevölkerung hat Zugang zu wiederaufbereiteten Wassermengen. Das meiste davon, und zwar 72 Prozent aller globalen Ressourcen, wird im Bereich landwirtschaftliche Nutzung verwendet.