Nachdem der US-Telekomkonzern 2015 mit AOL bereits einen der bekanntesten Online-Veteranen für 4,4 Milliarden Dollar unter seine Fittiche genommen hat, liegt er nun auch im Rennen um die laut Analysten teurere Yahoo-Internet- und E-Mail-Sparte vorn. Verizon werde die zweite Bieterrunde anführen, sagten eingeweihte Personen. Unter dem Druck eines Milliarden-Verlustes hatte Yahoo-Chefin Marissa Mayer im Februar den Verkauf angekündigt. Am Dienstag musste sie neue Verluste und Umsatzeinbußen im ersten Quartal einräumen, die aber nicht so drastisch ausfielen wie am Markt erwartet.

Nachdem die Frist für erste Offerten am Montag abgelaufen war, gehen die Yahoo-Berater derzeit die Angebote durch. Insidern zufolge kamen diese unter anderem vom japanischen Onlinehändler Rakuten, von der einst als Yellowpages.com bekannten Online-Werbe-Firma YP Holdings sowie von Finanzinvestoren wie Apax Partners und TPG Capital LP. Andere, die lange als Käufer gehandelt wurden, entschieden sich demnach letztlich gegen eine Offerte - so der Time -Verlag und Comcast. Yahoo hoffe auf eine Entscheidung bis Juni. Analysten schätzen den Wert der Sparte auf sechs bis acht Milliarden Dollar. Yahoo betreibt auch die Blogging-Plattform Tumblr sowie den Foto-Dienst Flickr und produziert Inhalte für Websites.

Sie habe jüngst viel Zeit im Gespräch mit Interessenten verbracht, sagte Konzernchefin Mayer. Sie steht unter massivem Druck, vor allem von Yahoo-Aktionär Starboard. Seit ihrem Wechsel an die Spitze 2012 ist es der Ex-Google -Managerin nicht gelungen, das jahrelange Siechtum von Yahoo zu beenden. Vielmehr gerät der Konzern angesichts der Dominanz von Google und Facebook immer weiter ins Hintertreffen.

Auch zu Jahresbeginn ging die Talfahrt weiter: Der Umsatz sank um 11,3 Prozent auf 1,09 Milliarden Dollar. Netto fiel ein Verlust von 99,2 Millionen Dollar an nach einem Gewinn von 21,2 Millionen vor einem Jahr. Mit beiden Kennziffern übertraf Yahoo die Markterwartungen aber leicht, bereinigt schrieb der Konzern schwarze Zahlen. Analyst Ronald Josey von der Finanzberatung JMP Securities sagte, angesichts der Herausforderungen des Konzerns wegen der Umstrukturierung seien die Zahlen sehr positiv.

Auch der Markt beurteilte den Zwischenbericht als gut. Die Aktie legte nachbörslich etwa ein Prozent zu.

Reuters