Die erneute Abwertung der chinesischen Landeswährung Yuan lässt die Märkte erzittern. An den Aktienbörsen weltweit ging es am Mittwoch erneut ordentlich bergab. Wenn die chinesische Zentralbank den Yuan so stark fallen lasse, "müssen die Sorgen um die Wirtschaft schon groß sein", sagte Masashi Murata von der US-Privatbank Brown Brothers Harriman. NordLB-Analyst Frederik Kunze sieht es genauso: Die Maßnahmen der chinesischen Zentralbank ließen Zweifel an der konjunkturellen Verfassung Chinas aufkommen. Die Volksrepublik ist einer der wichtigsten Absatzmärkte für Europa und die USA - mit der Abwertung des Yuan werden Exporte nach China teurer, chinesische Waren auf dem Weltmarkt dagegen billiger.

Der Dax fiel in der Spitze bei hohem Umsatz um 2,75 Prozent unter die Marke von 11.000 Punkten und erreichte mit 10.983 Zählern den tiefsten Stand seit fünf Wochen. Der EuroStoxx50 gab drei Prozent nach. Seit dem Tag der ersten Abwertung am Dienstag sind Dax und EuroStoxx50 damit rund fünf Prozent gefallen. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures zur Eröffnung Kursverluste von rund einem Prozent.

Schwächer notierten vor allem die Aktien der Autobauer und Luxusgüterhersteller. Für beide Branchen ist China ein wichtiger Absatzmarkt und viele Börsianer fürchten nun angesichts der wechselkursbedingten Preisaufschläge einen Nachfrageeinbruch. So verloren Daimler und BMW je mehr als vier Prozent, VW fast drei und die Aktien der Gucci-Mutter LVMH erneut bis zu 4,6 Prozent. Hermes und Burberry.L> büßten zeitweise knapp vier Prozent ein.

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ANGST VOR EINEM WÄHRUNGSKRIEG



Chinas Regierung stemmt sich mit der Abwertung der Währung gegen eine deutliche Abkühlung der heimischen Wirtschaft. Der Yuan fiel zum Dollar auf den niedrigsten Stand seit vier Jahren, nachdem die Notenbank den Referenzkurs des Dollar zum Yuan den zweiten Tag in Folge kräftig angehoben hatte. Einige Experten befürchten nun Nachahmer und einen Wettlauf der Länder bei der Abwertung ihrer Währungen, um damit die Exporte durch niedrigere Preise anzukurbeln. Das könnte die Weltwirtschaft in Turbulenzen stürzen, warnten Analysten.

"Es ist zwar noch zu früh, um zu beurteilen, ob dies der Beginn einer nachhaltigen Abwertung des Yuan ist", sagte Rajeev De Mello, Chef des Geschäfts mit asiatischen Anleihen beim Vermögensverwalter Schroders. "Aber andere Zentralbanken könnten sich gezwungen sehen, dem Beispiel zu folgen und in den Industrienationen eine neue Runde des Abwertungswettlaufs einzuläuten." Vor dem Hintergrund spekulierten einige Anleger bereits auf eine Verschiebung der von vielen für September erwarteten Zinserhöhung in den USA. Dies schob den Euro um mehr als einen US-Cent auf 1,1157 Dollar an. Zuletzt hatte er Mitte Juli so hoch notiert.

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PREIS FÜR NICKEL ZEITWEISE IM FREIEN FALL



Bei den Rohstoffen stürzte der Preis für Nickel, das für die Stahl-Herstellung benötigt wird, zeitweise um mehr als 15 Prozent ab. Dies war der größte Kursrutsch seit vier Jahren. Bis zum Nachmittag stabilisierte sich der Preis und notierte mit 10.485 Dollar je Tonne nur noch 2,5 Prozent niedriger. Auch Kupfer setzte seine Talfahrt zeitweise fort und fiel um bis zu 1,2 Prozent auf ein frisches Sechs-Jahres-Tief von 5062 Dollar. Da der niedrigere Yuan-Kurs auch die Importe von Industriemetallen verteuert, fürchten auch hier viele weniger Orders aus dem Reich der Mitte.

Zuflucht fanden einige Anleger in den als sicher geltenden Bundesanleihen sowie bei der zuletzt kaum noch nachgefragten "Antikrisen-Währung" Gold. Eine Feinunze verteuerte sich um ein Prozent auf 1119,80 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm).

Reuters