Von Reuters befragte Ökonomen hatten nur eine Verschlechterung auf minus 38,3 Punkte erwartet. Im Mai und Juni war der Index noch zweimal gestiegen. Im Juli bewerteten die Fachleute auch die aktuelle Lage viel pessimistischer. Lageeinschätzung und Erwartungen sind damit sogar etwas unter den Werten von März 2020 zu Beginn der Coronakrise.

"Die aktuell großen Sorgen über die Energieversorgung in Deutschland, der angekündigte Zinsanstieg der EZB sowie weitere coronabedingte Einschränkungen in China führen zu einer erheblichen Verschlechterung des Konjunkturausblicks", kommentierte ZEW-Präsident Achim Wambach die Entwicklung. Besonders stark gingen die Erwartungen für energieintensive und exportorientierte Wirtschaftssektoren zurück. "Aber auch der private Konsum wird deutlich schwächer eingeschätzt.

Das sehen Banken-Ökonomen ähnlich. "Wegen ernster Rezessionsgründe hat die Angst das Ruder übernommen", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. Vor allem der drohende Gaslieferstopp Russlands und die kräftigen Reallohneinkommensverluste sorgten für Katerstimmung. "Solange ein Gaslieferstopp akut ist, werden Rezessionsängste eher noch zunehmen." Derzeit sei völlig unklar, "wo eine Konjunkturwende herkommen soll".

Der Ukraine-Krieg und die Sanktionen des Westens gegen Russland sorgen für anziehende Preise bei Energie, Rohstoffen und Lebensmitteln. Dies wiederum belastet Firmen und Verbraucher und bremst die Konjunktur. Sollte Russland den Gashahn zudrehen, droht Deutschland und dem Euro-Raum wegen Produktionseinschränkungen eine Rezession.

rtr