Gefragt waren dagegen "sichere Häfen" wie die Weltleitwährung. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg um bis zu 0,5 Prozent auf ein 19-1/2-Jahres-Hoch von 104,72 Punkten. Die Nachfrage nach Staatsanleihen drückte die Renditen der zehnjährigen Bonds aus den USA und Deutschland auf 2,83 beziehungsweise 0,86 Prozent. Die "Antikrisen-Währung" Gold gab dagegen 0,3 Prozent auf 1845 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm) nach. Ihr machte die Dollar-Rally zu schaffen, die das Edelmetall für Investoren außerhalb der USA unattraktiver macht.

INFLATION BLEIBT BESORGNISERREGEND HOCH


Die Börsen litten immer noch unter den Nachwehen des enttäuschend geringen Rückgangs der US-Teuerungsrate, sagte Anlagestratege Lyn Graham-Taylor von der Rabobank. Die Fed sei entschlossen, die Inflation zu bekämpfen. Gleichzeitig sei die Chance für eine "weiche Landung" der Konjunktur gering. "Insgesamt verschlechtern sich die Aussichten für die Wirtschaft."

Die am frühen Nachmittag veröffentlichten US-Erzeugerpreise hellten die Stimmung auch nicht auf. Sie gingen zwar im April auf elf Prozent im Jahresvergleich zurück. Analysten hatten aber auf einen Rückgang auf 10,7 Prozent gehofft. Vor diesem Hintergrund sehen Investoren die Wahrscheinlichkeit einer US-Zinserhöhung im Juni von 0,75 statt der von der Notenbank signalisierten 0,5 Prozentpunkte bei 61 Prozent.

Genährt wurden die Rezessionsängste darüber hinaus von neuen Corona-Fällen in zuvor als "Covid-frei" ausgewiesenen Bezirken der chinesischen Wirtschaftsmetropole Shanghai. Das deute darauf hin, dass der dortige Lockdown aufrecht erhalten und das Wirtschaftsleben stark eingeschränkt bleibe, sagte Commerzbank-Analyst Daniel Briesemann.

Für zusätzliche Unruhe sorgte Russlands Stopp von Gaslieferungen an einige deutsche Gas-Firmen. Das treffe Europa zu einem heiklen Zeitpunkt, sagte Analyst Ole Hvalbye von der Bank SEB. Derzeit würden die Lager für den kommenden Winter aufgefüllt. Vor diesem Hintergrund stieg der europäische Erdgas-Future um 18,5 Prozent auf 111 Euro je Megawattstunde.

SIEMENS NACH ZAHLEN AUF TALFAHRT


Am deutschen Aktienmarkt steuerten die Titel von Siemens mit einem Minus von bis zu 7,4 Prozent auf den größten Tagesverlust seit dem Börsen-Crash vom März 2020 zu. Dieser Kursrutsch sei eine Kaufgelegenheit, schrieb Analystin Denise Molina vom Research-Haus Morningstar. Der angekündigte Rückgang der Gewinnmarge, der für den aktuellen Ausverkauf ausgelöst habe, sei auf einige Einmal-Effekte zurückzuführen. Außerdem wachse der Auftragseingang des Technologiekonzerns schneller als der Umsatz.

Den Papiere von HeidelbergCement drohte mit Verlusten von zeitweise knapp acht Prozent der größte Tagesverlust seit eineinhalb Jahren. Steigende Kosten verhagelten dem Bauindustrie-Zulieferer die Bilanz. "Wir denken, dass die Zahlen nicht gerade berauschend sind, insbesondere im Vergleich zur Leistung der Mitbewerber im ersten Quartal", monierten die Analysten der Bank JP Morgan.

rtr