Anders als viele Marktteilnehmer geht Harvards Top-Ökonom Kenneth Rogoff von einer Dekade der hohen Zinsen von über 4 Prozent aus. Doch wie wahrscheinlich ist dieses Szenario? Und wäre es dann an der Zeit alle Aktien zu verkaufen?

Der Markt geht trotz der aktuellen Handlungen der Notenbank weiterhin von Zinssenkungen zum Ende des Jahres aus. Doch was, wenn diese Ausbleiben? Was, wenn sich die Senkungen nicht um ein paar Monate, sondern noch länger verschieben? Harvard Ökonom und Schach-Großmeister Kenneth Rogoff hat hierzu eine steile These:

Das erwartet Harvard Experte Kenneth Rogoff

Als ehemaliger Chefökonom des Internationalen Währungsfonds hat Rogoffs Stimme sehr viel Gewicht in der Finanzwelt. Umso mehr überrascht die Aussage, die der Wirtschaftsexperte in einem Interview mit Bloomberg traf. So sagte er:

„Ich glaube nicht, dass es der Fed in dieser veränderten Welt mit größerer Staatsverschuldung, höheren Verteidigungsausgaben und populistischem Druck leicht fallen wird, die Inflation auf zwei Prozent zu drücken.“

Zinsen von 4 Prozent für zehn Jahre?

Tatsächlich erwartet der Experte nämlich ein Jahrzehnt der hohen Zinsen und der hohen Inflation. Laut Rogoff kann er es sich „sicherlich vorstellen, dass es im Laufe des Jahrzehnts einen Nominalzins geben könnte, der für den 10-Jahres-Zinssatz über vier liegen könnte.“

In einem solchen Szenario wie in den 70er-Jahren geht der Ökonom sogar von Realzinsen zwischen ein bis zwei Prozent aus. Aber was würde das für Aktien bedeuten? Wäre es erneut ein verlorenes Jahrzehnt?

Das bedeutet Rogoffs Zinsthese für Ihre Aktien

Tatsächlich dürften lange hohe Zinsen dazu beitragen, dass der breite Markt nicht mehr nach oben, sondern allenfalls seitwärts läuft. Viele Unternehmen dürften vermutlich eine Abwertung erfahren, während zinsunabhängige Aktien wie Big-Tech ihre Outperformance fortsetzen dürften.

Es wäre für Anleger also keineswegs die Zeit Aktien zu verkaufen, wenn die Zinsen, wie von Rogoff prophezeit, längerfristig hoch bleiben. Allerdings ist hier gutes und aktives Stock-Picking angesagt, um eine Performance wie in den vergangenen zehn Jahren zu erzielen.

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