In der von ihrem Anwalt verlesenen Erklärung schilderte Zschäpe ihren Weg von einer trostlosen Kindheit in Jena bis zum Abtauchen der Gruppe in den Untergrund. Mit dem Text brach Zschäpe nach fast 250 Verhandlungstagen ihr Schweigen. Sie ist angeklagt, für zehn Morde und zwei Sprengstoffanschläge mitverantwortlich zu sein.

"Ich weise den Vorwurf, ich sei ein Mitglied einer terroristischen Vereinigung namens NSU gewesen, zurück", schrieb Zschäpe in dem von ihrem Pflichtverteidiger Matthias Grasel verlesen Text. "Ich hatte mit den Morden nichts zu tun." Dennoch fühle sie sich "moralisch schuldig, dass ich zehn Morde und zwei Bombenanschläge nicht verhindern konnte."

In ihrer verlesenen Aussage schilderte Zschäpe zunächst, wie sie Mundlos und Böhnhardt zur Wendezeit in Jena kennenlernte. Gefolgt seien ein "Katz- und Maus-Spiel" ihrer rechten "Kameradschaft Jena" mit Polizei und Verfassungsschutz und das Abtauchen in den Untergrund nach ersten Straftaten. Dann kamen Überfälle und die Morde, von denen sie aber erst im Nachhinein erfahren haben will.

So sagte sie zum ersten Mord 2000 in Nürnberg am Besitzer eines Blumenstandes, Enver Simsek: "Bis zum heutigen Tag weiß ich die wahren Motive nicht." Sie habe sich der Polizei stellen wollen, Mundlos und Böhnhardt hätten aber mit Selbstmord gedroht. Auch von dem Bombenanschlag in Köln 2004 habe sie erst erfahren, nachdem sie die beiden nach Presseberichten darauf angesprochen habe. Aus ihrer Sicht habe es sich damals um eine "brutale und willkürliche Aktion" gehandelt: "Die Kraft mich zu trennen (...) und mich der Justiz zu stellen, hatte ich jedoch nicht." Auch an der Vorbereitung und Ausführung von Morden in Rostock, Nürnberg und Hamburg sei sie nicht beteiligt gewesen.

"Ich war einfach nur sprachlos, fassungslos, unfähig darauf zu reagieren", hieß es in dem Text: "Rückblickend betrachte ich meine Reaktion so, dass ich resigniert hatte." Eine Chance, ins bürgerliche Leben zurückzukehren, habe sie nicht mehr gesehen: "Die beiden brauchten mich nicht. Ich brauchte Sie." Auf das Geständnis weitere Morde habe sie mit Fassungslosigkeit und Entsetzen reagiert: "Ich konnte die weiteren Dinge nur noch geschehen lassen." Auch finanziell sei sie auf die anderen angewiesen gewesen.

Mundlos und Böhnhardt hatten sich bei ihrer Enttarnung das Leben genommen.

Reuters