Wenn beim Badeurlaub etwas schiefgeht, macht es einen Riesenunterschied, ob der Urlaub in Marbella oder im 120 Kilometer entfernten Tanger ins Wasser fällt. In Spanien sorgen eine plötzliche Erkrankung oder ein Unfall zwar immer noch für Scherereien und nach der Heimkehr für Papierkrieg, beides wird aber von der Kasse bezahlt. In Marokko haben gesetzlich Versicherte keinen Anspruch auf die notwendige medizinische Versorgung. Sie müssen alles aus eigener Tasche begleichen. Eine private Zusatzversicherung macht sich dann bezahlt. Sie übernimmt auch in Ländern, mit denen kein Sozialversicherungsabkommen besteht, die Kosten für Ärzte, Medizin und Krankenhaus. In der Regel ist in den Jahresbeiträgen zwischen zehn und 30 Euro auch der medizinisch notwendige Rücktransport nach Deutschland enthalten.

Die Police für die ganze Familie ist unwesentlich teurer. Die Beiträge sind von Anbieter zu Anbieter verschieden, der Leistungsumfang ebenfalls und die Prämien meist jenseits einer Altersgrenze gestaffelt. Ältere Semester müssen einen Aufschlag bezahlen, der aber immer noch erschwinglich ist. Mehr als 200 Euro müssen nicht einmal 70-Jährige mit Anhang für einen bis zu acht Wochen am Stück dauernden Auslandsaufenthalt berappen.

Die Auslandsreiseversicherung ist die wichtigste aus einer Reihe von Zusatzversicherungen, mit denen Kassenmitglieder die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherer aufbessern und an ihre Bedürfnisse anpassen können. Allen ist gemein, dass die Vertragsparteien Preis und Leistungsumfang definieren. Entsprechend sind Zusatzversicherungen nicht einfach über die Höhe der Prämie vergleichbar. Egal ob die Zusatzversicherung sich auf ambulante Behandlung, Krankenhaus oder Zahnbehandlung erstreckt, vergleichen muss sein.

Das kann man an Berater delegieren oder anhand von detaillierten Produktvergleichen wie dem von Franke und Bornberg selbst erforschen. Doch Vorsicht: Wie Versicherungsexperten von Franke und Bornberg berichten, leistet die eine oder andere stationäre Zusatzversicherung nur bei Unfällen oder schweren Erkrankungen - und ist entsprechend "billig". Der Hintergrund ist, dass die Gesellschaften kaum noch private Krankenvollversicherungen verkaufen, aber in den Zusatzversicherungen ein lukratives Geschäft entdeckt haben.

Nur existenzielle Risiken versichern. Bevor man eine Zusatzversicherung abschließt, sollte man sich die Frage stellen: Deckt eine Zusatzversicherung ein existenzielles Risiko ab oder sind die abgedeckten Kosten auch ohne Police tragbar. Und: Wie hoch sind die laufenden Beiträge im Verhältnis zu dem, was man im Ernstfall bekommt? Angesichts von fünfstelligen Kosten für einen Krankentransport nach Hause, ist die Auslandskrankenversicherung ein Muss. Man braucht sie aber nicht nur auf Fernreisen, auch wenn es beim Wandern einmal über die Grenze nach Österreich oder in die Schweiz geht, hilft sie. Bergung und medizinisch notwendige Rücktransporte zahlt die gesetzliche Krankenversicherung weder innerhalb noch außerhalb Europas.

Dazu kommt, dass kein Arzt im Ausland auf deutschem Kassenniveau abrechnen muss. Privatrechnungen begleichen die gesetzlichen Krankenversicherer aber nur in der Höhe, die sie eine Behandlung in Deutschland kosten würde. In Ländern wie den Vereinigten Staaten oder Kanada kann eine Unfalloperation ein Vermögen kosten. Nicht umsonst sind in den USA Kosten für medizinische Eingriffe der dritthäufigste Grund dafür, dass Menschen in die Privatinsolvenz ­gehen.

Im Krankenhaus selten nützlich. Andere Zusatzpolicen wie die Krankenhaustagegeldversicherung sind in der Regel eine unnütze Spielerei: Fernseh- und Telefonkosten für immer kürzere Verweildauern bringen niemand an den Rand des Ruins. Für Selbstständige (und Besserverdiener) mit hohen laufenden Verpflichtungen sind Krankentagegeldversicherungen eine Überlegung wert. Sie sichern pro Krankheitstag das reguläre Einkommen ab. Zum Vergleich: Der kranke Kassenpatient bekommt Lohn und Gehalt maximal sechs Wochen vom Arbeitgeber. Danach übernimmt die gesetzliche Krankenkasse und zahlt 70 Prozent des Bruttoeinkommens, aber maximal 90 Prozent des Nettos, wovon aber noch die Sozialversicherungsbeiträge abgehen. Auch hier lohnt es sich, die ­Policen mit Alterna­tiven zu vergleichen, etwa speziellen Wahltarifen diverser Krankenkassen.

Lückenfüller. An Zahnzusatzversicherungen scheiden sich indes die Geister. Sie zahlen den Eigenanteil bei einem hochwertigeren Zahnersatz wie etwa Implantaten teilweise oder sogar komplett. Denn die gesetzlichen Kassen schießen hier weniger als ein Drittel der Gesamtkosten zu. Doch richtig gute Versicherungen haben ihren Preis. Billigheimer zahlen, wenn es ernst wird, kaum etwas. Gegner der Zahnzusatzversicherungen betonen, dass Menschen, die sie wirklich brauchen, sie nicht bezahlen können. Denn die Gesundheitsprüfung macht den Schutz für jemanden mit schlechten Zähnen teuer. Menschen mit leidlich ­gutem Gebiss sollten ihrer Ansicht nach lieber das Geld ansparen und Eingriffe aus eigener Tasche zahlen. Auch hier gilt wieder der Leitsatz: Alles, was ­einen ­finanziell nicht ruinieren kann, sollte nicht versichert werden.



Interview: "Zahntarife sind gefragt"


Nina Henschel aus dem Vorstand der R + V Krankenversicherung über Trends bei Zusatzpolicen.

€uro: Welche Zusatzversicherungen sind besonders gefragt?
Nina Henschel: Vor allem Tarife mit Leistungen für Zahnersatz und spezielle Produktbündel mit Beitragsvorteil für Mitglieder von Genossenschaften und Versicherte der R + V Betriebskrankenkasse. Aber auch Pflegezusatztarife spielen für uns seit Jahren eine Rolle.

Ist das nicht ein Risiko für Sie, wenn Kunden gezielt eine Zusatzversicherung etwa nur für Zahnersatz abschließen?
Dass eine Zusatzversicherung für Zahnersatz nicht bevorzugt von Menschen mit absolut makellosen Zähnen abgeschlossen wird, ist bereits einkalkuliert. Unsere großen Bestände sind eine sehr solide Datenbasis, und das Grundprinzip der Versicherung - der Risikoausgleich im Kollektiv - kommt hier voll zum Tragen.

Kann ich meine Zusatzversicherung mitnehmen, wenn ich die Krankenkasse wechsle?
Ich kann nur für unsere Kunden sprechen. Sie können bestehende R + V-Zusatzversicherungen unverändert weiterlaufen lassen - selbst die erwähnten speziellen Produktbündel, sofern sie Mitglied ­einer Genossenschaft wie einer Volks- oder Raiffeisenbank sind.