Oberflächlich betrachtet haben familien- oder unternehmergeführte Gesellschaften mit "Top-Brands" nicht viel zu tun. Außer dort natürlich, wo sich beide Welten treffen, etwa bei Unternehmen wie Henkel, wo starke Marken und Familienführung zusammenfallen. Doch auch wenn Markenartikler und Familienunternehmen eine gänzlich unterschiedliche Unternehmenskultur leben können, haben sie doch eines gemeinsam: das Denken und Handeln in langen Zeiträumen. Und das bietet dem Investor - sowohl auf der Aktien- als auch auf der Anleiheseite - Stabilität und Potenzial zugleich.

Langfristig orientiert, nachhaltig handelnd und einen starken Cashflow generierend: Viele familien- oder unternehmergeführte Gesellschaften erfüllen diese Voraussetzungen, meist in Kombination mit qualitativ hochwertigem Management, starker Corporate Governance und überdurchschnittlich hohen Eigenkapitalquoten. Gerade in Deutschland gibt es dafür viele erfolgreiche Beispiele wie die Firmen Bosch, Stihl, Würth, Heraeus, Henkel und viele andere mehr. Diese Philosophie beschränkt sich aber schon lange nicht mehr nur auf familiengeführte Unternehmen.

Bei Gesellschaften mit großen Markennamen gelten sehr ähnliche Regeln. Auch hier gehören Kontinuität und nachhaltiges Wirtschaften zu den Erfolgsfaktoren. Firmen wie Nestlé und L’Oréal sind Beispiele für Unternehmen, die seit Jahrzehnten eine erfolgreiche Markenpolitik mit Expansion kombinieren, ihre Marktposition und ihre Margen festigen und so ihre Aktionäre durch hohe Dividenden am Erfolg beteiligen.

Familien- oder unternehmergeführte Gesellschaften sind grundsätzlich auf Dauer angelegt. Unternehmer gehen Risiken ein, wo sie Chancen sehen, sie pflegen ihre Kundenbeziehungen und überwachen ihren Absatzmarkt. Sie handeln in der Regel langfristig, sind flexibel und fokussiert auf ihre Kernkompetenz. Als Folge ist die Geschäftsentwicklung von familien- oder unternehmergeführten Gesellschaften weniger volatil als bei anderen Gesellschaften. Ein prinzipiell hohes Qualitätsbewusstsein, gepaart mit stabilen Erträgen und Renditen, dominiert gegenüber einer kurzfristigen Gewinnmaximierung.

Eine Marke steht für eine verlässliche Qualität und beeinflusst Kaufentscheidungen sowohl bei Waren als auch bei Dienstleistungen. Marken schaffen neben dem Nachweis von Qualität auch emotionale Zuwendung und Bindung an ihre Kundschaft. Auch bei der Erzeugung von Nachfrage spielen Marken eine große Rolle. Durch das besondere Kundenvertrauen in die positiven Eigenschaften, die mit der Marke vermittelt werden, kann der Markeninhaber das Vertrauen der Käufer in seine Zuverlässigkeit über Preis- und Mengenprämien kapitalisieren. Wertvolle Marken leisten daher einen beachtlichen Beitrag zum Unternehmenserfolg. Daher arbeiten die erfolgreichen Markenhersteller der Welt strategisch, nachhaltig, mit hohem Qualitäts- und Effizienzbewusstsein. Ihre langfristig ausgerichtete Firmenstrategie sowie das Potenzial für eine Premiummarge machen Top-Brands zu einem attraktiven Investment.

Entscheidend dabei ist aus Investorensicht immer, dass die Unternehmen ihre Qualität sowohl auf der Produkt- und Marktseite als auch in der Bilanz halten können. Gerade im Mittelstand verbinden sich diese Eigenschaften häufig mit einer Marktführerschaft bei einem (Nischen-)Produkt, was wiederum zu einer hohen Marge führt. Grundsätzlich gelten dabei sowohl für Anleihen als auch für Aktien qualitative Schlüsselkriterien wie eine überzeugende Unternehmensstrategie, die Wettbewerbsposition, die Qualität des Managements sowie die Shareholder-Value-Orientierung des Unternehmens. Und diese Qualitätskriterien finden sich in besonders hoher Dichte bei familien- und unternehmergeführten Unternehmen sowie bei den Top-Brands.

Johannes Führ

Seit Abschluss seines Studiums in Frankfurt am Main und New York im Jahr 1978 ist Führ in der Vermögensverwaltung tätig. Seit Juli 2013 ist er Mitgesellschafter und Aufsichtsratschef der AMF Capital AG. Kernkompetenz von AMF Capital sind Publikums- und Spezialfonds sowie Beratungsmandate, die Rendite mit minimiertem Risiko verbinden und den Substanzerhalt des investierten Kapitals in den Vordergrund stellen.