Der tiefe Ölpreis trifft Chevron hart: Im dritten Quartal des vergangenen Jahres erzielte die Nummer 2 der US-Ölbranche einen Gewinn von nur zwei Milliarden Dollar. Im Vergleich zum dritten Quartal 2014 waren das 3,6 Milliarden Dollar weniger. Treffen die jüngsten Prognosen von Goldman Sachs zu, wird der Druck auf die Erträge künftig noch größer. Die Investmentbank will nicht ausschließen, dass der Preis pro Barrel demnächst auf 20 Dollar fällt. Vor einem Jahr noch notierte das schwarze Gold bei 68 Dollar.

Chevron-Boss John Watson will die Aktionäre dennoch nicht verstimmen. In den vergangenen 28 Jahren hat Chevron die Dividende stets erhöht. Daran will Watson unbedingt festhalten. Rund acht Milliarden Dollar wird Chevron in diesem Jahr an die Anleger ausschütten, das entspricht in etwa einem Drittel des zu erwartenden Cashflows.

Wachsender Schuldenberg



Anleiheinvestoren mag das zunächst einmal beunruhigen. In den vergangenen zwei Jahren hatte der Konzern die Verbindlichkeiten schon um 92 Prozent erhöht. Um die Ausschüttungen finanzieren zu können, wird Chevron wohl weiterhin den Kapitalmarkt anzapfen müssen. Aktuell beläuft sich die Gesamtverschuldung auf rund 36 Milliarden Dollar, denen Cash-Reserven in Höhe von etwa 13 Milliarden Dollar gegenüberstehen.

Sorgen um die Zahlungsfähigkeit müssen sich die Bondholder jedoch nicht machen. Allerdings könnte sich die Bonitätsnote verschlechtern. Die Ratingagentur S&P beurteilt den Konzern zwar weiterhin mit Investmentgrade, im Oktober wurde jedoch der Ausblick von "stabil" auf "negativ" gesenkt.

Um eine Abstufung zu verhindern, setzt der Konzern, der in der Förderung und in der Raffinerie tätig ist, den Rotstift an anderer Stelle an. So will man zum einen die Ausgaben für Aktienrückkäufe senken. Zum anderen werden in diesem Jahr die Investitionen um 24 Prozent auf nur noch 26 Milliarden Dollar zurückgefahren. Für die Jahre 2017 und 2018 sind Ausgabenkürzungen in ähnlicher Größenordnung vorgesehen. Auch dürften 6000 bis 7000 Mitarbeiter in den kommenden Monaten ihren Job verlieren. Zudem will CEO Watson mit den Zulieferunternehmen hart um günstigere Konditionen verhandeln. Das sollte die Ratingagenturen überzeugen.