Elvira Nabiullina hat gut lachen, ihr Job ist sicher. Für die seit 2013 amtierende Gouverneurin der russischen Zentralbank hat Preisstabilität Priorität. Der Kreml redet ihr da nicht rein. Türkische Notenbankchefs stehen hingegen unter Druck. Sie werden vom Staatspräsidenten gefeuert, wenn sie gegen seinen Willen zu stark an der Zinsschraube drehen.

Die Instrumentalisierung der Geldpolitik durch Regierungen birgt für Anleihe-Investoren hohe Risiken. Meist sinkt der Außenwert der Währung drastisch, die Bedienung von Schulden, die in Dollar oder Euro aufgenommen wurden, gestaltet sich dann deutlich schwieriger. Nicht so in Russland. Ihre politische Unabhängigkeit stellte Nabiullina erst vor Kurzem wieder unter Beweis. Überraschend hob sie den Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,5 Prozent an und stellte zudem weitere Erhöhungen in Aussicht.

Die wieder restriktivere Geldpolitik soll den Rubel stärken. Der hatte zuletzt deutlich schwächer tendiert, wodurch sich Importe verteuerten. Mitte März stand die Inflationsrate in Russland bei 5,8 Prozent - dem höchsten Wert seit vier Jahren. Nabiullina musste handeln.

Die Wirtschaft kann einen Zinsanstieg verkraften. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte trotz Corona lediglich um 3,1 Prozent. Für das laufende Jahr wird ein Plus von drei Prozent erwartet. Zudem hat sich der für Russland so wichtige Ölpreis von den Tiefs im vergangenen Jahr wieder erholt, auch wenn er zuletzt wieder etwas zurückgekommen ist: An der Zahlungsfähigkeit Russlands besteht kein Zweifel.

Drohende Sanktionen

Die Finanzen sind im Lot. Bleibt der Ölpreis das Jahr über bei mehr als 50 Dollar pro Barrel, wird Russlands Neuverschuldung nach Berechnungen von Renaissance Capital nur 0,5 Prozent betragen. Die Ratingagentur Fitch bestätigte zudem jüngst ihr Investment-Grade-Rating - mit stabilem Ausblick. Frei von Risiken ist der bis 2028 laufende Rubel-Bond dennoch nicht. Die westlichen Staaten könnten weitere Sanktionen gegen Russland verhängen.