Vor Corona zählte Rumänien zu den am stärksten wachsenden Volkswirtschaften der EU. In den vergangenen drei Jahren legte die gesamtwirtschaftliche Leistung jährlich um vier Prozent zu. Im Gegensatz zu anderen EU-Ländern fiel auch die Verschuldung mit rund 35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts bislang moderat aus.

Die Pandemie unterbricht jedoch den Aufschwung. Das Wiener Institut für internationale Wirtschaftsvergleiche rechnet mit einem Wachstumseinbruch von sieben Prozent. Etwas optimistischer fällt die Prognose der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung aus. Sie prognostiziert ein Minus von fünf Prozent. Im kommenden Jahr jedoch soll das Bruttoinlandsprodukt wieder um rund vier Prozent wachsen.

Die Prognose vermag Anleiheinvestoren zu beruhigen. Der bis zum Jahr 2049 laufende Bond (siehe Kasten) ist derzeit gesucht, auch weil laut Germany Trade & Invest (GTAI) die EU Rumänien 80 Milliarden Euro bis zum Jahr 2027 zur Verfügung stellt. Davon stehen 16,7 Milliarden Euro als Darlehen bereit, die Rumänien aufnehmen kann. Die restlichen Mittel müssen laut GTAI nicht erstattet werden.

Dennoch steigt die Verschuldung deutlich. Dafür ist aber nicht in erster Linie die Pandemie verantwortlich, sondern die Regierung. Sie hat die Renten im September - auch im Hinblick auf die für Ende des Jahres terminierten Parlamentswahlen - um 40 Prozent angehoben. Zusammen mit geringeren Steuereinnahmen und konjunkturstimulierenden Maßnahmen wird die Neuverschuldung in diesem Jahr auf 8,6 Prozent steigen. Die Gesamtverschuldung droht 2022 auf über 60 Prozent des Bruttoinlandsprodukts zu klettern.

Werden die Rentenerhöhungen nicht zurückgenommen, droht das Land sein Investment-Grade-Rating zu verlieren. Moody’s stuft Rumänien seit April mit "Baa3" ein, der Ausblick ist negativ. Ein Downgrade würde die Anleihekurse drücken. Der Bond eignet sich daher nur für risikofreudige Anleger.