Die monatelange politische Blockade ist aufgehoben, die erste Koalitionsregierung Spaniens unter Führung von Ministerpräsident Pedro Sánchez kann die Arbeit aufnehmen. Allerdings verfügen die sozialdemokratische PSOE und die linke Unidas Podemos keineswegs über eine stabile Mehrheit im Parlament.

Um Gesetze auf den Weg bringen zu können, ist das Bündnis unter anderem auf die Unterstützung der katalanischen Linkspartei ERC angewiesen. Diese fordert als Gegenleistung Verhandlungen über den künftigen Status der nach Unabhängigkeit strebenden Provinz Katalonien. Sánchez will mehr Autonomie zugestehen, doch ob sich der massive Konflikt auf diese Weise lösen lässt, ist fraglich.

Nicht nur in der Innenpolitik, auch in der Wirtschafts- und Sozialpolitik steht das Land vor großen Herausforderungen. Trotz der in den vergangenen Jahren über dem Schnitt der Eurozone liegenden Wachstumsraten sind 30 Prozent der Jugendlichen ohne Job. Nur Griechenland weist eine höhere Quote auf.

Um die Lage am Arbeitsmarkt zu entspannen und die Binnennachfrage zu stimulieren, will die neue Regierung kleinere und mittlere Unternehmen steuerlich entlasten sowie den Mindestlohn erhöhen. Vermögende Privatpersonen sollen dagegen mehr Steuern zahlen. Zudem sollen die Gewerkschaften gestärkt werden.

Anleiheinvestoren muss das nicht beunruhigen. Madrid will, wie von Brüssel vorgegeben, das Haushaltsdefizit weiterhin unter drei Prozent halten. Auch eine Rating-Herabstufung des mit 97 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verschuldeten Landes droht bislang nicht. Der bis zum Jahr 2035 laufende Bond bleibt für risikoscheue Investoren attraktiv. Zeitweilige Kursschwankungen sind aber wahrscheinlich und können zum Einstieg genutzt werden.